: Unterm Strich
Joe Klein, Autor des Schlüsselromans „Primary Colors“ über US-Präsident Bill Clinton und seine Frau Hillary, hat erste Konsequenzen aus seiner Enttarnung gezogen. Eine der drei großen US-Fernsehgesellschaften, CBS, nahm jetzt Kleins Kündigung entgegen, berichtete die New York Times am Freitag. Der politische Kommentator und Kolumnist des Nachrichtenmagazins Newsweek war nach seiner Entlarvung zunehmend ins Kreuzfeuer der Kritik geraten. Klein hatte mehrfach eine Autorenschaft des Bestsellers über die Clintons während des Präsidentschaftswahlkampfes 1992 abgestritten. Klein selbst sagte, er erwarte trotz seines Rücktritts bei CBS keine weiteren negativen journalistischen Konsequenzen. Newsweek rechne fest mit seiner Rückkehr, sagte Klein. Der Chefredakteur des Nachrichtenmagazins hatte Klein am Dienstag aufgefordert, seinen Urlaub für einige Wochen auszudehnen, um über die Kontroverse nachzudenken. Von „Primary Colors“ sind in den USA mittlerweile 1,1 Millionen Exemplare verkauft worden, in Deutschland kam das Porträt des begabten, menschlich fragwürdigen Gouverneurs „Jack Stanton“ aus dem amerikanischen Süden unter dem Titel „Mit aller Macht“ auf bisher 90.000 verkaufte Exemplare.
Die Berliner Galerie „argus fotokunst“ stellt gegenwärtig Bilder der Fotografin Barbara Kemlein aus. Kemleins Interesse galt zeitlebens dem Theater. Im Lauf ihres 50jährigen Berufslebens holte die in Ost und West gleichermaßen tätige Fotografin Berühmtheiten wie Bertolt Brecht, Erwin Piscator, Erich Engel, Therese Giehse, Helene Weigel, Curt Bois oder Eduard von Winterstein vor ihre Leica. Als Zeitzeugin der „ersten Stunde“ suggerierten ihre Aufnahmen nach dem Zweiten Weltkrieg „fröhliche Aufbruchstimmung“ (dpa). Auf ihren Fotos klopfen Frauen mit modischen Frisuren Steine, lenken Straßenbahnen und regeln den Verkehr auf einer menschen- und autoleeren Kreuzung. Bei diesen Aufnahmen habe sie das „eigene Gefühl“ sprechen lassen, erinnert sich Kemlein, die am 4. August 87 Jahre alt wird. Vor zwei Jahren übernahm das Berliner Stadtmuseum ihr 300.000 Negative umfassendes Archiv. Zu sehen, was auf den entwickelten Filmen wirklich drauf ist, sei für sie bis heute immer noch der „aufregendste und spannendste Moment“, sagte Kemlein der dpa.
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