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Unterm Strich

Las Vegas: Mike Tyson hatte gerade den Boxkampf um die Weltmeisterschaft im Schwergewicht gegen Bruce Seldon durch einen technischen K.o. für sich entschieden. Das Publikum strebte aufgeregt schnatternd dem Ausgang zu, mittendrin der amerikanische Rap-Star Tupac Shakur („All Eyez on Me“) und sein Leibwächter. Draußen wartete schon Shakurs schwarzer BMW, in dem beide Platz nahmen. Wenig später fand sich Shakur von mehreren Kugeln durchsiebt im Universitätsklinikum von Las Vegas wieder. Wie ein Polizeisprecher mitteilte, ist er schwer verletzt, wird aber überleben. Was war geschehen? Die Hintergründe sind dunkel, niemand wurde festgenommen, doch soll laut dpa die Polizei mehrere Zeugen vernommen haben! Bei einer Überprüfung Shakurs (bei einem Gewaltverbrechen empfiehlt es sich nach Ansicht der Polizei von Las Vegas, erst einmal dem Opfer auf die Finger zu sehen) kam heraus, daß Shakur dem Polizeicomputer nicht fremd war: Wegen eines Sexualdeliktes verbrachte er acht Monate im Gefängnis und wurde dann auf Bewährung entlassen. 1993 war er wegen eines Überfalls auf einen Musikvideo-Produzenten und Tragens einer geladenen Waffe verurteilt worden. Im November 1994 erwischte es ihn dann selbst: Bei einem Raubüberfall in einem New Yorker Plattenstudio wurde Shakur fünfmal angeschossen. Die Täter raubten Shakurs Schmuck im Wert von 60.000 Mark.

Die Kölner Musikmesse KlassikKomm konnte in diesem Jahr gleich mit zwei Sensationen aufwarten: Zuerst kritisierte die Musikwissenschaftlerin Grete Wehmeyer den Geschwindigkeitsrausch bei Mozart- und Beethovenaufnahmen. Die von Komponisten wie Beethoven oder Mozart notierten Metronomzahlen, die das Spieltempo eines Musikstückes angeben, hätten sich an einem alten Bleipendel-Metronom orientiert, das im Vergleich zu den heutigen Geräten nur halbes Tempo angezeigt habe. Hielte man das halbe Tempo konsequent durch, „dann käme ein ganz anderer Mozart heraus“, sagte Wehmeyer, die eine CD mit Klangbeispielen selbst finanzieren mußte.

Danach fand auf der Musikmesse eine Diskussionsrunde mit dem provozierenden Thema „Vom Sopran zur Sekretärin, vom Tenor zum Taxifahrer“ statt. Die Kölner Operndirektorin Irmgard Röschnar kritisierte die mangelnde Disziplin vieler Nachwuchssänger: „Die denken, das geht so: Um zehn Uhr aufstehen, abends ein bißchen singen und damit viel Geld machen.“ Sigrid Renicke von der Zentralen Bühnenvermittlung stellte fest, daß sich Sänger mit Mitte 40 oft nach einem anderen Broterwerb umsehen: „Nur eine Handvoll Sänger halten bis zur Pensionierung durch.“ Charlotte Lehmann, Vorsitzende des Bundesverbandes Deutscher Gesangspädadogen, erklärte daraufhin kühl: „Ich rate jungen Menschen grundsätzlich davon ab, diesen Beruf zu ergreifen.“

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