piwik no script img

Unterm Strich

Frankreichs ehemaliger sozialistischer Kulturminister Jack Lang übernimmt von Januar an die Leitung des Piccolo Teatro in Mailand, das seit dem Rücktritt seines Gründers und Regisseurs Giorgio Strehler in einer schweren Krise steckt. Wie Lang am Freitag in Paris bekanntgab, wurde er vom Personal und dem Verwaltungsrat des Theaters und vom Kulturbeauftragten der italienischen Regierung, Walter Veltroni, zur Rettung des renommierten Hauses aufgefordert. Danach werde er die Leitung wieder an Strehler zurückgeben. Strehler hatte am 2. Dezember seinen endgültigen Rücktritt erklärt. Als Grund nannte er seinen langen Streit mit der Mailänder Stadtverwaltung um den vor 18 Jahren begonnenen, aber immer noch nicht eingeweihten Theaterneubau. Der Regisseur hatte das Piccolo Teatro vor bald 50 Jahren gegründet. Mit Jack Lang bekommt das Theater nun durchaus eine Fachkraft ins Haus: Der 57jährige hatte von 1972 bis 1974 das Theatre National de Chaillot in Paris geleitet. Außderdem ist er Gründer der internationalen Theaterfestspiele von Nancy (Lothringen).

Der Nachlaß des Komponisten Arnold Schönberg (1874 bis 1951) wird schon im Frühsommer 1997 nach Wien übersiedeln. Für seine Unterbringung wird das Innenstadtpalais Fanto zu einem Kulturzentrum umgebaut, teilten die Tochter des Komponisten, Nuria Nono Schönberg, und Kultusminister Rudolf Scholten bei der Vorstellung der Arnold Schönberg-Center Privatstiftung am Donnerstag in Wien mit. Das Zentrum wird voraussichtlich Anfang 1998 eröffnet. Auf rund 1.000 Quadratmetern soll es der wissenschaftlichen Aufarbeitung des Nachlasses, Tagungen, Symposien, Konzerten und Ausstellungen Platz bieten (s. taz, 9.12.). Weiter ist die regelmäßige Vergabe von Schönberg-Stipendien und alle zwei Jahre eines Schönberg-Preises geplant. Neben Wien hatte sich auch Berlin um das auf rund 57 Millionen Mark geschätzte und derzeit noch in Los Angeles untergebrachte Archiv beworben. Den Großteil der geschätzten jährlichen Betriebskosten von etwa 1,4 Millionen Mark und der Übersiedlungs- und Umbaukosten von gut zwei Millionen Mark trägt die Stadt Wien.

Der frühere Chef der Pariser Oper, Pierre Berge, ist wegen fahrlässiger Tötung zu zehn Monaten Gefängnis auf Bewährung verurteilt worden. Im Rahmen einer Gastspielreise der Pariser Oper im Jahre 1992 nach Sevilla waren eine Chorsängerin und 40 Chorsänger zum Teil schwer verletzt worden, als bei einer Probe eine Kulisse einstürzte. Der technische Direktor des Opernhauses, Jean-Michel Dubois, sowie weitere Opernmitarbeiter und der Fabrikant der Kulissen bekamen Bewährungsstrafen zwischen zwölf und 15 Monaten. Nach dem Urteil ist die Firma, die die Dekors lieferte, an dem Unfall zu 40 Prozent schuldig. Ein medizinisches Gutachten soll nun die Höhe der Entschädigung für die Opfer festlegen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen