: Unterm Strich
Kultur soll sein, auch 1997. Aber etwas mehr einbringen könnte sie schon. Das jedenfalls denkt Berlins Kultursenator Peter Radunski und spricht es aus, wann immer man ihm dazu die Gelegenheit gibt. „Ich finde 20 Prozent Eigeneinnahmen inklusive Sponsorengelder realistisch und erstrebenswert“, sagte der Senator, bezogen auf die Berliner Theaterlandschaft in der Zeitschrift „Theater Heute“.
Radunski ist streng mit den Seinen und gibt ihnen zu verstehen, daß, wer nichts bringt, auch nichts zu erwarten hat. Der Kulturpolitiker unterscheidet sich von den Kulturschaffenden in erster Linie dadurch, daß er ein scharfer Analytiker ist und neben allem Verständnis für Visionen nie die ökonomische Dimension der Kultur aus den Augen verliert. „Wir haben sehr viele Bühnen in Berlin – und nicht genug Zuschauer.“ Wer so schonungslos die Schwachpunkte des Kulturbetriebs offenzulegen vermag, empfiehlt sich für Höheres. Willkommen in 1997.
Auf dem Weg dahin befindet sich offenbar auch Hilmar Hoffmann, Präsident des Goethe-Instituts, dem allerdings noch frühere Aufgaben zu schaffen machen.
Der frühere Kulturdezernent der Stadt Frankfurt hat Politiker und Wähler in Mainhattan dazu aufgerufen, bei den anstehenden Kommunalwahlen die Weichen zu stellen für die Bewahrung des kulturellen Lebens der Stadt.
Die kulturpolitische Szene in Frankfurt sei „in einem erschreckenden Zustand. Jenes Klima kultureller Vielfalt und Lebendigkeit, das Frankfurt ein positives Image verschafft hat, ist in kurzer Zeit zerstört worden – ein nicht wiedergutzumachender Schaden“, beklagt Hoffmann in einem von weiteren Kulturschaffenden unterschriebenen Appell. „Kultur ist nicht nur die Dekoration des Wirtschaftsstandorts Frankfurt“, heißt es darin. Den Metropolen geht die Kultur aus. Es gibt viel zu tun.
Der Schauspieler Lew Ayres, der durch den Antikriegsfilm „Im Westen nichts Neues“ im Jahre 1930 berühmt wurde, ist tot. Er starb wenige Tage nach seinem 88. Geburtstag in Los Angeles.
Die Chanson-Sängerin Mireille ist in Paris im Alter von 90 Jahren gestorben. Sie schrieb über 600 Chansons und leitete zwischen 1955 und 1975 ein Konservatorium, aus dem viele französische Chanson-Stars hervorgegangen waren.
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