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Unterm Strich

Keine Zukunft für die „Gegenwart“. Nach neun Jahren ist leider Schluß mit der Kulturzeitschrift für Österreich und Umgebung. Es sei schon anrührend, gesteht ihr Mitherausgeber Walter Klier, die vielen Beileidsbekundungen zur Einstellung des Blatts entgegenzunehmen. „Das ist ein wenig so, als höre man den Grabreden seiner eigenen Beerdigung zu.“ Zusammen mit Stefanie Holzer hat er ein fast volle Dekade lang einen avancierten, liebevollen Blick geworfen auf Literatur und die Welt, in der sie gemacht wird. Ein kleiner Sammelband mit essayistischen Großtaten ist gottlob schon nach dem fünften Jahr im Deuticke-Verlag erschienen, ein hinreichender Beleg für frische Kulturware aus der Alpenrepublik. Zweimal wird die Gegenwart noch zu haben sein, dann verglimmt ein kleiner Stern unter den deutschsprachigen Kulturblättern. „Wir haben es uns reiflich überlegt“, sagt Klier, „wollten aber von Spendenaufrufen à la taz absehen.“

Das Aus für die Gegenwart erklärt sich denn auch nicht durch einen drastischen Auflagenschwund. Eher schon durch eine gewisse Ermüdung der Macher. „Wir haben uns nie so recht aus dem Umfeld der Kulturzeitschriften lösen können“, sagt Klier. Und wenn heikle Themen angefaßt worden seien, dann habe es Abo-Kündigen, aber selten Diskussionen gegeben.

Aus Protest gegen die „möglichst schmerzlose“ Fusionsstrategie des ost- und westdeutschen PEN hat der Kölner Schriftsteller und Fernsehautor Ralph Giordano (74) seinen Austritt aus der Schriftstellervereinigung erklärt. In einem Brief an den Präsidenten des westdeutschen PEN, Karl Otto Conrady, verwies Giordano („Die Bertinis“) am Freitag auf die kürzliche Jahrestagung des West-PEN in Quedlinburg (Sachsen-Anhalt), bei der nach Ansicht Giordanos die Stasi-Vergangenheit von Ost- PEN-Mitgliedern verharmlost und die Opfer verhöhnt wurden.

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