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Unterm Strich

Wenn zwei sich versöhnen, ärgert sich der dritte. Nachdem die PEN-Zentren in Deutschland sich allmählich auf die west- östliche Vereinigung vorbereiten, bleibt als letzter Gefechtsstand der Unversöhnlichen nur noch der in London ausharrende Exil- PEN, kurioses Überbleibsel aus der Zeit des Faschismus und des Kalten Krieges. Und was wäre besser geeignet, um auf den eigenen, selbstredend allzeit gerechten Zorn hinzuweisen, als ein richtiger Boykott? Eben. Deshalb wird nun das vom westdeutschen PEN-Zentrum organisierte Symposium „Verlegen im Exil“ boykottiert. Das gaben Exilpräsident Fritz Beer und Exilsekretär Uwe Westphal in einem am Montag veröffentlichten Schreiben an das PEN-Präsidium in Deutschland bekannt. Sie befürchten, daß es bei dem Symposium in Bremerhaven zu einer Verfälschung der literarischen Nachkriegsgeschichte kommen werde. Tatsächlich ist der Exil-PEN entsetzt über Äußerungen Uwe Wesels, der bezweifelt haben soll, daß die Stasi „nur ein Reich des Bösen“ gewesen sei. Außerdem liegen ihm despektierliche Äußerungen Klaus Staecks und Friedrich Schorlemmers über dissidente DDR-Schriftsteller vor. Und weil es drunter niemals geht, fühlt sich der Exil- PEN dadurch an den gleichen Ungeist erinnert wie bei der „Verfolgung und Vertreibung“ vieler seiner Vorkriegsmitglieder durch die Nazis.

Während der Krieg im PEN also unverdrossen in die nächste Runde geht, fand der Krieg in Troja niemals statt. Das jedenfalls behauptet der Archäologe Ulrich Sinn mit einer Ausstellung im Würzburger Martin- von-Wagner-Museum. „Troja wurde oft zerstört, weil eine so blühende Metropole beneidet wurde. Aber Homers Katastrophe hat es nie gegeben“, meint Sinn, der sogar den Dichter für eine Fiktion hält, die für mehrere Personen stehe. Der sagenhafte Goldschatz des Priamos stamme in Wahrheit aus Goldschmiedewerkstätten und nicht aus einer königlichen Schatzkammer. Schliemann habe ihn an 21 verschiedenen Stellen aus der Erde geholt. In der Ausstellung, die bis zum 21. Juni läuft, sind die üblichen Tongefäße und andere Scherben zu sehen, außerdem antike Vasenbilder vom Trojanischen Krieg. Die Funde stammen aus der Zeit zwischen 2500 und 2300 vor Christus, während der Trojanische Krieg um 1250 vor Christus eingeordnet wird.

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