: Unterm Strich
Glückwunsch, Hosen! Es muß noch im Kaiserreich gewesen sein, als die Toten Hosen erstmals auf einer Bühne standen und von proletarischen „Opel-Gangs“ sangen, die sonntags mit ihren Süßen von Düsseldorf nach Köln kutschierten. Abends dann wurde „Bommerlunder“ getrunken, manchmal kam auch Alex vorbei, der Lehrling beim örtlichen Eisenwarenhändler war, den August Sander fotografiert hat. 1933 hatten sie reichlich Grund zum Jubeln, denn Düsseldorf wurde mit 3:0 deutscher Meister gegen Schalke 04. Weltkrieg, Wiederbewaffnung, Wirtschaftswunder – die Jahre, in denen die Hosen mit mittelmäßigen Saufsongs über „Jägermeister“ tingelten, waren lang. Irgendwann überlegte Campino sogar, die Band zu verlassen, um Weihnachtsmann bei RTL zu werden oder irgendein Berater für Unicef. Doch er hat es gelassen, und deshalb gibt es jetzt das Jubiläum: Am 28. Juni spielen die Toten Hosen zum 1.000. Male live. Im Jugendhaus Maikäferhäusle Geißlingen. Und „bis zum bitteren Ende“, wie es heißt.
In Weimar gibt es Probleme beim Kunstfest. Als Test für die Feierlichkeiten zum Kulturhauptstadtjahr 1999 gedacht, scheinen sich die GegnerInnen des Spektakels Protestaktionen ausgedacht zu haben. Letzte Woche wurde Buttersäure in einem Kubus ausgeschüttet, der im Weimarer Goethepark als Theaterspielstätte dient. Deshalb mußte die Premiere des „Cid“ von Pierre Corneille (in der Regie von Niels-Peter Rudolph) vom Sonntag auf Donnerstag, 26. Juni, verlegt werden.
Gerard Depardieu, der Schauspieler mit der größten Nase, wird sich erstmals auch als Regisseur und Produzent betätigen. Er erstand die Filmrechte an dem Roman „Eine Brücke zwischen zwei Ufern“ von Alain Leblanc. Depardieu will selbst die Hauptrolle spielen, wann die Dreharbeiten beginnen, steht indes noch nicht fest.
Wer Gedrängel auf der Straße wenig schätzt und auch keinen Fernseher besitzt, hat jetzt dennoch eine Chance, auf die Love Parade nicht ganz verzichten zu müssen: dem Internet sei Dank. Das Kölner Unternehmen KI Medien und die Berliner Internetworking-Firma DCS wollen via ISDN und Internet Provider live übertragen und damit beweisen, daß man Konzerte im Internet mit heute verfügbaren Video- und Kommunikationstechnologien in überzeugender Bild- und Tonqualität übermitteln kann.
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