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Unterm Strich

Der Berliner Kultursenator Peter Radunski sollte nach Ansicht des Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde, Andreas Nachama, die Leitung des Jüdischen Museums in Berlin kommissarisch übernehmen. Radunski fungiert auch als Vorsitzender des Stiftungsrates Stadtmuseum Berlin. Nachama nannte es absolut inakzeptabel und verhängnisvoll, daß nach der Kündigung des bisherigen Direktors Amnon Barzel der Generaldirektor der Stiftung Stadtmuseum, Reiner Güntzer, mit der Leitung des Jüdischen Museums betraut sei. „Nun bestätigt sich, was wir immer vermutet haben: Es gibt einen Sieger und einen Verlierer. Dem Verderber, dem Profiteur des Streites, also Herrn Güntzer, ist jetzt alles in die Hände gefallen.“ Dazu sagte ein Sprecher der Berliner Kulturverwaltung, Nachama habe mit seinem Vorschlag, Radunski solle das Museum kommissarisch leiten, deutlich gemacht, daß die Jüdische Gemeinde in dieser Frage Vertrauen zum Kultursenator habe. „Es geht jedenfalls nicht um Sieger und Verlierer, sondern um die Errichtung des Jüdischen Museums in Berlin.“

Leipzig hält auf sein Image als Buchstadt und läßt sich im Frühjahr immer für eine publikumsfreundliche, weil so schön menschelnde Messe belobigen. Ab sofort kommt dort der Lesestoff auch aus dem Automaten. Das Café Eco, Umberto läßt grüßen, hat einen Buchautomaten aufgestellt. Das gußeiserne Gerät sei eine Nachbildung der während der Jahrhundertwende weitverbreiteten Buchautomaten. Gegen Münzeinwurf erhält man nach einem kurzen mechanischen Schauspiel das Taschenbuch seiner Wahl. Neben russischen Volksmärchen können Literaturfans auch Büchners „Woyzeck“ oder Kafkas „Prozeß“ ziehen. Buchautomaten waren zur Zeit des Jugendstils von dem Berliner Industriedesigner Peter Behrens für den Leipziger Reclam-Verlag entworfen worden. Nix Neues also.

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