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Unterm Strich

Ignatz Bubis war der erste, so war gestern an dieser Stelle zu lesen, der zu den vier Entwürfen Stellung bezog, die in die Endausscheidung für das geplante Holocaust-Mahnmal kamen. Er war natürlich nicht der letzte. Wir schicken hiermit einige Reaktionen nach, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben. Die Jüdische Gemeinde zu Berlin sieht sich nicht als Oberschiedsrichter, sagte deren Vorsitzender Andreas Nachama. „Ich bin mehr ein Beobachter als ein aktiver Teilnehmer.“ Er rechne mit einer weiteren heftigen Diskussion. Die Tatsache, daß sich Findungskommission und Auslober wiederum nicht auf eine Lösung einigen konnten, bestätigte für Nachama nur die Schwierigkeit der Aufgabe. „Es ist ein bißchen zum Verzweifeln.“ Eigentlich habe er darauf gehofft, daß nach der langen und strittigen Debatte jetzt alle sagen: „Das ist es.“ Vielleicht stelle sich aber die Idee eines Holocaust-Denkmals wirklich noch als „mission impossible“ heraus. Wie das Denkmal für sechs Millionen während des Nationalsozialismus ermordete europäische Juden zu gestalten sei, wisse er auch nicht. Die endgültige Entscheidung über das Holocaust-Mahnmal soll Ende Januar fallen, wenn vermutlich auch der Bundestag und das Berliner Parlament einbezogen worden sind. Vorher soll die Öffentlichkeit die Entwürfe in einer Ausstellung begutachten. Die Grundsteinlegung ist für den 20. Januar 1999 geplant.

Seine Kritik am Verfahren zur Entscheidungsfindung hat der SPD-Bundestagsabgeordnete Peter Conradi (vergleiche taz vom 17. Juli) wiederholt. Das Verfahren erfülle nicht die Kriterien eines fairen, transparenten und nachprüfbaren Wettbewerbs. „Die Auslober haben die Zusammensetzung der Findungskommission und des Beurteilungsgremiums nicht begründet, die Findungskommission gab keine Begründung für ihre Auswahl der KünstlerInnen. Die Ausschreibung war unprofessionell, der Auslobungstext unbefriedigend.“ Positiv hob Conradi hervor, daß die Auslober die Öffentlichkeit nicht nur mit einer einzigen Arbeit konfrontiert haben. Die Qualität der Arbeiten des neuen Wettbewerbs sei sehr viel besser als die Arbeiten des Wettbewebs von 1994/1995. Conradi ging auch auf die einzelnen vorgestellten Arbeiten ein. „Ich bedaure, daß nur ein Künstler eingeladen wurde, der sich mit interaktiven Denkmälern beschäftigt – Jochen Gerz. Die Findungskommission war an diesem gedanklichen Ansatz offensichtlich nicht interessiert.“

Den Arbeiten von Peter Eisenmann/Richard Serra und Daniel Libeskind bescheinigte Conradi eine hohe ästhetische Qualität. Die Arbeit von Gesine Weinmiller hält Conradi für den schwächsten Entwurf. „Nun bin ich gespannt auf die öffentliche Diskussion“, schreibt Peter Conradi in seinem Papier. „Für Kritik und Rat bin ich dankbar.“

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