: Unterm Strich
Um den deutschen Dokumentarfilm steht es so schlecht wie um den deutschen Fußball. In Leipzig begann gestern das 41. Internationale Festival für Dokumentar- und Animationsfilm, und nur ein deutscher Film ist im Wettbewerb vertreten. Die gegenwärtig hierzulande produzierten Dokumentarfilme genügen nach Ansicht des Festivaldirektors Fred Gehler nicht den Ansprüchen eines internationalen Wettbewerbs, sie seien „angepaßt und wenig überraschend“: Berti-Faktor 100. Der einzige deutsche Beitrag ist das „Meisterspiel“ von Lutz Dammbeck. Der 1948 in Leipzig geborene Dammbeck erregte bereits in der DDR Aufsehen und verließ 1986 sein Land.
Neue Hoffnung für den deutschen Film schwappt aus der Schweiz herüber: Dort erhielt Franka Potente, Darstellerin der Lola in „Lola rennt“, den Filmpreis der Stadt Genf, weil sie so schön rennen kann. „Ihre unglaubliche Energie und ihre Ausstrahlung auf der Leinwand lassen eine große Karriere erwarten“, prophezeite die Jury und überreichte 10.000 Schweizer Fränkli.
Vor dem Vereinigungskongreß der deutschen PEN-Zentren wird fleißig mit den Hufen gescharrt. Der West-PEN-Generalsekretär Johano Strasser wies darauf hin, daß die Verfolgung von Schriftstellern und Verlegern weltweit zunehme und für die Arbeit des PEN immer mehr Bedeutung gewinne. „Die Hoffnung, die wir gehabt haben, daß mit dem Zusammenbruch des Kommunismus im Osten diese Fälle weniger werden, hat sich leider nicht erfüllt“, sagte Strasser. So setzt sich allmählich die Einsicht durch, daß der Kommunismus doch nicht für alle Übel der Welt verantwortlich war. Das ist eine schöne Voraussetzung für die Vereinigung der streiterprobten Kalten Krieger. Vielleicht wird man sich in Zukunft ja tatsächlich stärker um die Writers in Prison-Arbeit kümmern statt ums Vereinigungsgenöle. Da gäbe es viel zu tun: „Wenn wir erfolgreich waren und Schriftsteller freibekommen haben, was uns in letzter Zeit in einigen spektakulären Fällen wie bei Faradsch Sarkuhi aus dem Iran oder bei Ogaga Ifowodo aus Nigeria gelungen ist, stellt sich zunehmend die Frage, was mit diesen Autoren in unserem Land weiter geschehen soll, getrennt von ihrer Sprache“, sagte Strasser. Es müsse dafür gesorgt werden, daß sie Publikationsmöglichkeiten erhielten, um nicht als Taxifahrer leben zu müssen.
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