: Unterm Strich
Mehr lesen über Ernst Jünger. Diesmal bei: Adolf Hitler. Im Nachlaß des vor einem Jahr gestorbenen Schriftstellers sind offenbar bislang unbekannte Hitler-Briefe entdeckt worden. Die Briefe von Hitler und dessen Sekretär Rudolf Heß, die gestern in der Welt am Sonntag veröffentlicht wurden, sollen beweisen, wie sehr sich die Nationalsozialisten vor der Machtübernahme 1933 um den Autor des Kriegstagebuches „In Stahlgewittern“ bemüht hatten. Die vier Dokumente aus den Jahren 1926 und 1929 befinden sich im persönlichen Archiv Ernst Jüngers, das inzwischen an das Marbacher Schiller-Nationalmuseum gegangen ist. Der Direktor des Museums, Prof. Ulrich Ott, bestätigte am Samstag die Existenz der Briefe.
Jünger war zwischen 1925 und 1930 für einen „neuen Nationalismus“ eingetreten. Im Kampf gegen die Weimarer Republik betrachtete er zeitweise auch die NS-Bewegung als Bundesgenossen. Dabei stieß der 1998 im Alter von 102 Jahren verstorbene Jünger auf Gegenliebe: In einem Brief vom 27. Mai 1926 lobte Hitler den Autor als „einen der wenigen starken Gestalter des Fronterlebnisses“. Am 2. Juli 1929 wurde Jünger dann auf Hitlers Anweisung von Heß als Ehrengast zum Nürnberger Reichsparteitag eingeladen – Jünger aber sagte ab.
Thema des letzten überlieferten Briefes ist die sogenannte Landvolkbewegung – verarmte Bauern in Schleswig-Holstein –, aus deren Reihen Attentate auf Behörden verübt wurden. Die Nazis distanzierten sich öffentlich von den Anschlägen. Daraufhin hatte Jünger Hitler vorgeworfen, die nationale Revolution zu verraten. In dem Brief verteidigte Heß den NS-Führer mit dem Argument, die Behörden würden die Attentate nutzen, „um endlich den langersehnten Grund zum Vorgehen gegen die Bewegung“ zu erhalten. Das Dokument könnte den hohen Grad der Radikalisierung zeigen, mit dem die Nationalisten um Jünger auftraten.
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