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Unterm Strich

György Konrád, Präsident der Akademie der Künste, hat sich aus der Debatte um das Holocaust-Mahnmal ordentlich abgemeldet. Während einer Buchvorstellung zum Thema, berichtet der Berliner Tagesspiegel, unterbreitete er den Vorschlag, in den künftigen, mutmaßlichen Mahnmal-Komplex eine Institution zur Erforschung von Menschenrechtsverletzungen zu integrieren. „In Europa wäre eine Forschungsstätte vonnöten, in der jene scheußlichen Entwicklungsprozesse untersucht werden, an deren Anfang die ideologisch fundierte Verletzung der Menschenrechte steht (...) und an deren Ende der ebenfalls ideologisch begründete Mord.“ Also sprach Konrád. Nun fragen wir uns: War das das letzte Statement zur Debatte oder bereits der Bruch mit der Absicht, sich künftig mit Vorschlägen einzumischen. So viele Fragen zu den Regularien der Diskursordnung.

In Weimar hat am Freitag das Kulturstadtprojekt „Zeitschneise“ begonnen. Thüringens Ministerpräsident Bernhard Vogel erklärte, das Projekt stehe für den offenen Umgang der Gesellschaft mit der Vergangenheit. Das 1,3 Kilometer lange freigeschlagene Stück zwischen der KZ-Gedenkstätte Buchenwald und dem Dichtertreff Schloß Ettersburg bedeute nicht nur räumliche Nähe, so Vogel. Es zeige, daß das geistige Vermächtnis von Goethe, Schiller und Herder weder das Scheitern der Weimarer Republik noch den Ungeist der Nazis verhindern konnte. „Nur 1.300 Meter von der heiteren Stätte, an der Goethe als Orest brillierte und Herder von seinem Ideal einer Gesellschaft der Humanität sprach, erlebte Elie Wiesel in unserem Jahrhundert ein Universum des Grauens.“ Die Schneise solle die Spannung zwischen Schloß und Lager, zwischen Appellplatz und Frauenplan nicht auflösen. Die freigelegte frühere Jagdschneise könne diese Spannung erfahrbar machen.

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