: Unterm Strich
Die Mahnmalsdebatte nimmt weiter Fahrt auf, wobei eine konzentrierte Moraltinktur wie ein Katalysator wirkt. Weitere Stimmen gefällig? Der Berliner Bischof Wolfgang Huber hat sich dafür ausgesprochen, die bisherigen Überlegungen für das geplante Mahnmal für die ermordeten Juden Europas zu korrigieren. Wenn es dabei um die Mahnung an gegenwärtige und künftige Generationen gehe, dürfe das Mahnmal nicht in der „Zweideutigkeit“ verharren, so der evangelische Bischof von Berlin-Brandenburg. Die Annahme, es müsse jetzt rasch über die vorliegenden Entwürfe entschieden werden, dürfe nicht zur falschen Entscheidung führen. Gefragt sei die „bestmögliche Entscheidung“. Huber unterstützte den Vorschlag des Berliner evangelischen Theologieprofessors Richard Schröder. Dieser hatte angeregt, das biblische Gebot „Du sollst nicht morden“ zum Kern des Denkmals zu machen. Für den Schröder-Vorschlag, das Mahnmal mit dieser Inschrift zunächst auf hebräisch und dann in den Sprachen der Opfer der Judenverfolgung zu versehen, spreche die Klarheit seiner Aussage. Unterstützt wird der Vorstoß von Schröder auch von den beiden großen Kirchen, dem Berliner Regierenden Bürgermeister Eberhard Diepgen und Bayerns Ministerpräsidenten Edmund Stoiber. Johannes Rau, so steht's allenorts geschrieben, habe sich, gewissermaßen als Einübung in den präsidialen Habitus, ebenfalls für dieses Konzept ausgesprochen. Dagegen haben sich Kulturpolitiker der SPD-Fraktion negativ zu dem Vorschlag geäußert. Die Arbeitsgruppe Kultur und Medien der SPD im Bundestag hat unterdessen mit Vertretern der deutschen Gedenkstätten erörtert, daß die Gedenkstätten als vierte Teilnehmer den Kreis der drei bisherigen Auslober erweitern sollen. Bis Ende Juni wird der Bundestag darüber beraten, ob es ein Mahnmal pur oder eine Mahnmal plus-Lösung, besser bekannt als Naumann-Plan, geben soll.
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