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Unterm Strich

1981 legte die University of Wisconsin in Madison eine verbindliche Sprachregelung für die Mitglieder der Fakultät fest und läutete damit die Ära der PoliticalCorrectness ein. Jetzt, 18 Jahre später, entschied sich der Senat der Universität mit 71 zu 62 Stimmen, den speech code wiederaufzuheben. Es waren nicht zuletzt die Angehörigen von Minderheiten, die die Kampagne gegen die akademische Einschränkung des First Amendment und für die akademische Freiheit besonders unterstützten. Heureka! Man darf also sagen, daß Amerika noch mal Chancen hat.

Zwar war in Zeiten der Sprachregelung kein Fakultätsmitglied jemals einem formellen Disziplinarverfahren unterzogen worden, aber gegen einige Professoren war es zu Untersuchungen wegen Regelverletzungen gekommen. Donald Downs, Professor für politische Wissenschaften, zog ein negatives Resümee über den Versuch, diskriminierendes Sprechen zu verbieten: „Der Zweck des Codes wurde konterkariert. Anstatt uns für Rassenfragen offen zu machen, wurden wir erst recht paranoid.

Und weil wir gerade bei Zensur, Wahn und Verfolgung sind: Salman Rushdie wird am 19. April unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen im Sat.1-Frühstücksfernsehen bei Moderatorin Andrea Kiewel zu Gast sein und über seinen neuesten Roman „Der Boden unter ihren Füßen“ sprechen. Genau zehn Jahre ist es her, daß Ajatollah Chomeini in einer „Fatwa“, einem Rechtsgutachten, ein Todesurteil gegen den indisch-britischen Schriftsteller Salman Rushdie verkündete. Sein neuer Roman „Der Boden unter ihren Füßen“, der seit zwei Tagen im Buchhandel erhältlich ist, schildert die Verheißungen und Gefahren des Ruhms anhand der indischstämmigen Rockstars Vina Aspara und Ormus Cama.

Bei den Recherchen zu „Der Boden unter ihren Füßen“ konnte Salman Rushdie auf namhafte Unterstützung zählen: befreundete Größen aus dem Musik-Business wie Mark Knopfler, Lou Reed und Peter Gabriel standen dem Schriftsteller mit Berichten und Vorschlägen zur Seite. Bono Vox von der irischen Rockband U2 war von dem Manuskript derart angetan, daß er ein Lied mit dem Titel des Romans „The Ground Beneath Her Feet“ schrieb, das Mitte April veröffentlicht wird. Madonna freilich soll den Roman sofort in den Mülleimer geworfen haben. Wir vertrauen selbstverständlich Madonna.

Peter Handke hat die angekündigte Rückgabe des Büchner-Preises ohne jedes weitere Wort wahrgemacht. Er schickte die 10.000 Mark Preisgeld, die er 1973 erhalten hatte, an die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt zurück. Die Akademie erfuhr von der Überweisung erst aufgrund eines Kontoauszuges, sagte Akademiepräsident Christian Meier am Dienstag abend.

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