: Unterm Strich
Sie wächst und wächst, die Berliner Republik, und ein Umzug kommt selten allein. Zu seiner zweitägigen Frühjahrs-Plenarsitzung kommt der Deutsch-Französische Kulturrat am 5. Mai in Berlin zusammen. Dabei soll es um, na ja, die kulturelle Identität Frankreichs und Deutschlands innerhalb des europäischen Einigungsprozesses gehen, ließ die Geschäftsführerin des Gremiums, Eva Hoffmann-Müller, wissen. Dem 1988 gegründeten Kulturrat ge hören je zehn Persönlichkeiten aus dem kulturellen Leben beider Länder an, die den Regierungen mit klugen Vorschlägen helfen sollen, das Kulturleben auf die Höhe zu bringen.
Erich Loest hat die Notwendigkeit des geplanten Berliner Schriftstellerkongresses zum Kosovo-Konflikt bekräftigt. Loest sagte, durch den Einsatz der Nato habe sich für das deutsche PEN-Zentrum sowie den Schriftstellerverband (VS) eine „außerordentlich merkwürdige Situation“ ergeben. Beide Verbände seien in der Vergangenheit immer zu Friedensgesprächen bereit gewesen. Angesichts des ersten Krieges in Europa seit 50 Jahren aber wüßten die Verbände nicht weiter. Über diese Situation könne der Kongreß hinweghelfen. Loest räumte ein, es werde unter den Schriftstellern keine einheitliche Meinung zum Krieg im Kosovo geben. Die Autoren müßten sich jedoch einig darüber sein, „daß wir den Kollegen aus den Krisengebieten helfen müssen“. Dies habe „bisher niemand angefaßt“. Die Autoren wüßten zudem nichts über die Reaktionen ihrer serbischen Kollegen auf den Krieg. Es müsse über die Zeit nach dem Krieg nachgedacht werden. „Zehn Millionen Serben werden ein Volk von „Aussätzigen in Europa sein“. Die Schriftsteller müßten sich Gedanken darüber machen, „wie wir mit den Serben den Weg nach Europa antreten“. Deshalb sollten auch Schriftsteller aus Serbien an dem Kongreß teilnehmen.
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