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Unterm Strich

Mahnmalsdebatten, Rechtschreibreformen und Buchpreisbindungen stehen in Kriegszeiten nicht so weit oben auf der Agenda der öffentlichen Wahrnehmung. Da ist es gut, daß der zuständige Kulturminister an die schnöden Belange seines politischen Schaffens erinnert. Die Buchpreisbindung muß erhalten bleiben, findet Staatsminister Naumann noch immer.

„Wenn es uns nicht gelingt, mit den Nachbarländern diesen gebundenen Ladenpreis zu verteidigen, dann werden Sie gesellschaftliche Änderungen gravierendster Art erleben“, sagte Naumann in Bonn bei der Auftaktveranstaltung zum Welttag des Buches. Die Brüsseler EU-Kommission wolle diese Preisbindung nicht mehr sehen, „im Namen einer freien, entfesselten Gesellschaft“. Naumann zufolge würde eine Aufgabe der festen Preise zu einer Konzentration im Verlags- und Buchhandelswesen und zu einer Verringerung der Titel führen. Der Minister hat außerdem recherchiert. In Großbritannien, wo die Preisbindung vor Jahren aufgehoben wurde, habe sich der durchschnittliche Ladenpreis für ein Buch um 15 Prozent erhöht. In Deutschland würde dies innerhalb von drei Jahren zum Verschwinden kleiner Bibliotheken führen und 10.000 Arbeitsplätze kosten. Nach Berechnungen des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels müßten mehr als drei Viertel der heute 4.000 Buchläden mittelfristig schließen.

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