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Unterm Strich

Schon heute wissen wir, daß niemand Geringerer als Cartier der Deutschen Staatsoper Berlin „einen Hauch von Luxus“ verpassen wird – anläßlich der Verleihung des Deutschen Filmpreises 1999, am 17. Juni. Schließlich liegt eine elegante Mappe in unserer Redaktion, der zu entnehmen ist, daß Cartier das zukunftweisende, multifunktionale Bühnenbild entwirft, das mit den Elementen Gold und Silber für den notwendigen Glamour sorgen wird. Cartiers Liebe zum Film ist alt. Sein erstes Productplacement stammt aus dem Jahr 1926, als Rudolfo Valentino in „Der Sohn des Scheichs“ eine Cartier-Tankuhr am Handgelenk trug. Daß der Verdacht, all die gepflegten Literaturverfilmungen der diesjährigen Festspiele in Cannes stünden in näherer Verbindung mit etwelchen Sponsoren der Festspiele, scheint sich durch die Pressemeldung zu erhärten. 1997 entwarf Cartier die Goldene Palme, 1999 durfte Raoul Ruiz für Prousts „wiedergefundene Zeit“ auf Leihgaben zurückgreifen. Hinsichtlich der Eingangsszene im Juwelierladen bei Manoel de Oliveiras „La lettre“ tippt man dagegen eher auf den diesjährigen Sponsor Choppard.

Und weitere Kronjuwelen: Günter Grass erhält den diesjährigen Prinz-von-Asturien-Preis in der Sparte Literatur. Dies teilte gestern die Jury mit. Grass ist der erste Autoraußerhalb der iberoamerikanischen Welt, der diese angesehene Auszeichnung erhält. Der Preis – eine Art „spanischer Nobelpreis“ – wird alljährlich in acht Sparten vergeben. Er ist in jeder Sparte mit 60.000 Mark dotiert.

„Was denken sich die Herrschaften eigentlich? Sie kommen in den Westen, sie schließen sich an, sie wandern zur D-Mark, um hinterher zu behaupten, jetzt gelten aber andere Spielregeln, nämlich die der guten alten DDR“, sagte Bazon Brock, der als Professor für Ästhetik an der Gesamthochschule Wupptertal lehrt, gestern im DeutschlandRadio Berlin zur Weimarer Ausstellung „Aufstieg und Fall der Moderne“. Brock verteidigte damit die Ausstellungskonzeption des Kurators Achim Preiß, der 1993 von der Universität Wuppertal an die Weimarer Bauhaus-Universität gekommen war. Wenn man den Anspruch der Künstler auf Geltung konsequent durchdenke, ließe sich gar keine Ausstellung mehr machen.

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