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Unterm Strich

Die französische Regisseurin Helen Angel ist auf dem internationalen Filmfestival von Locarno mit dem Goldenen Leoparden ausgezeichnet worden. Angel erhielt am Wochenende den mit umgerechnet 48.000 Mark dotierten Preis für ihr Spielfilmdebüt „Unter menschlicher Haut versteckt sich das Herz einer Bestie“ („Peau de l'homme, Coeur de bête“), der laut dpa „von Sprachlosigkeit und Gewalt in einer von Männern dominierten Familie erzählt“ (wir werden das in unserem Festival-Bericht prüfen). Serge Riaboukine bekam für seine Rolle als gewalttätiger Polizist in Locarno den Bronzenen Leoparden.

Der Silberne Leopard (24.000 Mark) in der Kategorie „Bester Film“ ging an den russischen Regisseur Waleri Ogorodnikow. Sein Film „Die Baracke“ („Barak“) spielt 1953 in einer Notunterkunft, in der allerhand unterschiedliche Menschen Obdach gefunden haben. Der Silberne Leopard in der Kategorie „Junger Film“ ging ebenfalls nach Frankreich, an Noemi Lvovskys „Das Leben macht mir keine Angst“ („La vie ne me fait pas peur“). Lvovsky schildert, was vier miteinander befreundete Mädchen zwischen 13 und 18 Jahren erleben. Die Jury der Internationalen Vereinigung der Filmjournalisten, Fipresci, gab ihren Preis dem chinesischen Regisseur Liu Bingjian für „Männer und Frauen“ („Nannan nünü“), der sich mit dem Thema Homosexualität beschäftigt.

Der belgische Regisseur Rob Van Eyck sieht sich wegen seines Films „Blue Belgium“ über Marc Dutroux unter Druck gesetzt. „Man fürchtet, dass der Film einen Einfluss auf den Prozess (von Dutroux) haben könnte, dass er ihn unmöglich machen könnte“, sagte der Filmemacher der Nachrichtenagentur Belga am Freitag.

Er werde bedrängt, dass der Film über Dutroux, der mindestens sechs Mädchen und junge Frauen entführt und missbraucht haben soll, erst nach dem für 2001 erwarteten Prozess auf die Leinwand komme, sagte Van Eyck. Laut Belga ist der Film fertig und könnte im Oktober herauskommen. Seit Juni wird für „Blue Belgium“, der keine öffentlichen Finanzhilfen bekam, im Internet geworben. Der Regisseur kündigte an, notfalls mit dem Film auf das Internationale Berliner Filmfestival zu gehen und ihn dann in Deutschland und den Niederlanden zu vertreiben.

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