piwik no script img

■ Unterm Strich

Holztrog mit Flugsamen statt Maschendrahtzaun und Knallerbsenstrauch: Die umstrittene Installation des Künstlers Hans Haacke wird jetzt im nördlichen Innenhof des Reichstagsgebäudes in Berlin verwirklicht. Das beschloss der Kunstbeirat des Bundestages am Dienstagabend und bestätigte damit seine frühere Entscheidung, trotz der Kritik aus der CSU-Landesgruppe. Haacke plant, im Innenhof einen Holztrog aufzubauen und mit Erde aus den Wahlkreisen der 669 Abgeordneten füllen zu lassen. Wenn es sein muss, auch ohne bayerische Erde: „Der Künstler hat ausdrücklich zugestimmt, dass die Beteiligung von Abgeordneten an der Kunstaktion freiwillig ist und die Quantität der Teilnahme sein Kunstwerk nicht beeinträchtigt.“ Durch Flugsamen und Samen aus dem Herkunftsort der Parlamentarier soll sich dann im Innenhof „eine freie Vegetation entfalten“. Aus dem gesamtdeutschen Grünzeug sollen dann flach liegende Neonleuchtbuchstaben mit den Worten „Der Bevölkerung“ strahlen. Das Haus „Dem deutschen Volke“, die Blumen „Der Bevölkerung“, den Ärger der CSU: Für Peter Ramsauer, Parlamentarischer Geschäftsführer der CSU, hat der begrünte Trog „mit Kunst nichts zu tun“. Es sei vielmehr „eine politische Aktion, die wir nicht mittragen“, sagte er im November.

Popkultur im European-Filmindustry-Attacks-Remix: Bundeskanzler Gerhard Schröder will am 11. Februar auf der Berlinale den Startschuss zum Aufbau einer europäischen Filmindustrie geben. Im Mittelpunkt steht dabei die Gründung einer deutsch-französischen Filmakademie mit Doppelsitz in Berlin und Paris. Ziel ist es, dem „drohenden Einerlei eine Alternative entgegenzusetzen, eine eigene populäre Kultur zu exportieren und hiermit Märkte zu erobern“, erklärte Schröder, „Europa muss aus der Defensive herauskommen.“ Außerdem ist ein deutsch-französisches Ausbildungszentrum geplant. Im Gespräch dafür sind die Medienstadt Babelsberg, die Münchner Film- und Fernsehhochschule und die Ludwigsburger Filmakademie. Die Anregung zu einer europäischen Kino-Offensive hatte der französische Staatspräsident Jacques Chirac Schröder während eines EU-Gipfels in Helsinki gegeben. Na, denn los!

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen