■ Unterm Strich:
Peter Ruzicka, der designierte Intendant der Salzburger Festspiele, will sein neues Amt in Österreich planmäßig zum Oktober 2001 antreten. Das bekräftigte der derzeitige Präsident der Bayerischen Theaterakademie und künstlerische Leiter der Münchner Musiktheater-Biennale gegenüber der dpa. Er habe Gerard Mortier, den derzeitigen Salzburger Festspielchef, zum Bleiben ermuntert. Man könne „den Haiders nicht das Feld überlassen“, meinte Ruzicka.
Auch ohne Haiders direktes Einwirken ist in Österreich der Teufel los. Jetzt hat die plötzliche Kündigung von Jochen Jung, dem Leiter des renommierten Salzburger Residenz Verlags, erheblichen Wirbel ausgelöst. Ohne Vorankündigung teilte Robert Sedlaczek, Chef des Österreichischen Bundesverlags (ÖBV), zu dem das auf Belletristik spezialisierte Salzburger Unternehmen gehört, am 1. Februar die Entlassung mit. Als Grund wurden sinkende Umsätze und Differenzen um Jungs Vorschläge zur Sanierung des Hauses genannt.
Die mit betroffenen Autoren des Verlages sehen in diesen Maßnahmen eine „Zerstörung im Namen des Geldes“ und drohen an, nicht mehr bei Residenz zu publizieren. Jung, der von der Kündigung am Tag seiner 25-jährigen Zugehörigkeit zum Verlag überrascht wurde, räumt finanzielle Probleme ein. In den beiden letzten Jahren habe Residenz bei knapp 3,6 Millionen Mark Umsatz über 1,1 Millionen Mark Verlust gemacht, sagte er der konservativen Presse in Wien. Demgegenüber spricht der ehemalige Finanzbeamte Sedlaczek von einer Halbierung der Umsätze in den vergangenen Jahren. Sedlaczek rüttelt auch an der optischen Gestaltung der Bücher. Bisher hat der renommierte Künstler Walter Pichler mit einer auffälligen Gestaltung den Büchern des Residenz Verlags ein klar erkennbares Gesicht und damit auch dem Verlag ein Profil gegeben. Das Vorgehen der Chefs aus Wien brachte die Autoren des Salzburger Verlags, der als erste Adresse für Belletristik in Österreich gilt, auf die Barrikaden. Sie reagierten mit einer empörten Resolution. Schriftsteller wie H. C. Artmann, Dieter Bachmann, Peter Esterhazy, Peter Handke, Gert Jonke und Alfred Kolleritsch werfen dem Eigentümer ÖBV Unerfahrenheit in der Pflege dichterischer Werke vor.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen