■ Unterm Strich:
Der britische Historiker David Irving ist in einem von ihm selbst angestrengten Verleumdungsprozess der Agitation für deutsche Neonazis beschuldigt worden. Nach Berichten britischer Zeitungen von gestern sagte der Berliner Professor Hajo Funke (62) vor dem obersten britischen Zivilgericht in London aus, dass sich Irving ohne Wenn und Aber dem Neonazismus in Deutschland verschrieben habe. Seit den frühen 80er-Jahren sei er einer der wichtigsten Redner und Agitatoren für die rechtsextreme DVU gewesen.
Das Gericht sah einen Videofilm von einem Treffen an, bei dem Irving als Redner auftrat und Skinheads „Sieg Heil!“ riefen. Irving sagte dazu, es sei möglich, dass „die Skinheads bestochen worden waren, um vorbeizukommen und diese Slogans zu rufen“. Funke sagte in dem nun schon fast zwei Monater dauernden Verfahren als Zeuge der Verteidigung für die US-Historikerin Deborah Lipstadt aus. Lipstadt hatte Irving 1994 in einem Buch als „Hitler-Bewunderer“ kritisiert, der „Scheuklappen trägt, Dokumente verfälscht und Fakten unrichtig wiedergibt“. Dafür war sie von Irving verklagt worden. Um Lipstadt in dem Verfahren zu unterstützen, hat Israel nach fast 40 Jahren die Tagebücher von Adolf Eichmann freigegeben.
Der Rechtsstreit um das Gemälde „Bauhaustreppe“ von Oskar Schlemmer ist beigelegt. Wie die Oskar-Schlemmer-Archive im italienischen Oggebbio mitteilten, sei der Streit zwischen der Familie des Künstlers und den Staatlichen Museen zu Berlin am 23. Februar vor dem Landgericht Berlin „von beiden Parteien in der Hauptsache für erledigt erklärt worden“.
Zum Zeitpunkt dieser Erledigungserklärung musste davon ausgegangen werden, dass sich das Gemälde des Bauhauskünstlers aus dem Jahr 1932 nicht mehr in Deutschland befindet, hieß es zur Begründung. Offensichtlich sei das Bild – unter Verstoß gegen eine einstweilige Verfügung des Landgerichts Berlin vom 10. Januar – wieder im Museum of Modern Art, New York.
Das Gemälde war als Leihgabe des Museums of Modern Art in der Berliner Ausstellung „Das XX. Jahrhundert – Ein Jahrhundert Kunst in Deutschland“ im Alten Museum gezeigt worden. Die einstweilige Verfügung des Berliner Landgerichts war durch die Tochter des Künstlers, U. Jaina Schlemmer, erwirkt worden, da nach Auffassung der Erben die Eigentumsverhältnisse an dem Bild unklar sind. Als der Gerichtsvollzieher beim Generaldirektor der Staatlichen Museen Berlin und Direktor der Nationalgalerie, Peter-Klaus Schuster, mit der einstweiligen Verfügung eintraf, war den Angaben zufolge bereits veranlasst, dass das Gemälde abgehängt und abtransportiert worden war.
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