Urdrüs wahre Kolumne : Unterm Pflaster Strand
Auch im zweiten Spiel gegen die Dorfjugend von Pasching hat der SV Werder sich an die vorgegebene Taktik gehalten und den Sieg mit voller Kraft vermieden. Gelernt aber hat man auch dies letztendlich vom küftigen Bundespräsidenten Henning Scherf, der dieses Konzept ja schon der Bremer Sozialdemokratie verordnet hat. Das schafft Sympathie: in Österreich auf dem flachen Lande ebenso wie im Bundesrat. Und zählt nicht Zuneigung am Ende mehr als Tor- und Punktausbeute – jedenfalls, wenn es um Leben und Überleben geht?
Wände zu beschmieren, machte jungen und alten Narren zu allen Zeiten Spaß. Auch der Endesunterzeichneter scheute nicht davor zurück, sich seinerzeit mit der Parole „Sabotiert die Fahndung/unterstützt die militanten Kämpfer – Zerstecht die Autoreifen der Bullen“ an der damals noch real existierenden Schandmauer in Höhe der Waldemarstraße Ecke Sebastianstraße in Berlin-Kreuzberg ganz ohne Hilfe der Deutschen Städtereklame bemerkbar zu machen. Erinnerlich ist mir auch mein Postulat „Umbenennung von Hannover in Kurt-Schwitters-Stadt“, dargeboten in Acrylfarbe auf einem Container in den stadtbremischen Häfen. Insofern kann ich auch hippehoppeligen Sprayern nicht verübeln, ihre ewig gleichen Tags und Pics irgendwo zu hinterlassen, wo niemandes Privatinteresse tangiert wird: in Unterführungen etwa, an den Mauern von öffentlichen Pissoirs oder Industrieanlagen und gern auch an Lärmschutzwänden oder aufgelassenen Bahnschuppen. Diese serielle Produktion aber anbiedernd als Kunscht zu bezeichnen und dafür das Privileg rechtsfreier Räume einzufordern, kann auch dann nicht überzeugen, wenn so was von Jusos aus Bremerhaven zur antifaschistischen Aktion erhoben wird. So der Genosse Elias A. Tsartilides jetzt den CDU-Stadtrat Volker Holm auffordert, „endlich zu kapieren, dass Graffiti Kunst ist“, halten wir ihm mit gleicher Schärfe entgegen, dass Graffiti überwiegend als kunst- und geistlose Klichees daherkommen und als Vehikel für antirassistisches Gedankengut der wüste Schlachtruf und das schräge Kampflied allemal bekömmlicher sind – schon weil der Mensch ein Mensch ist!
Es ist viel zu heiß, um klare Gedanken zu fassen – versuchen wir es darum heute erst gar nicht. Als ich gestern in einem Café ergänzend zum Cappuccino um ein Glas kaltes Leitungswasser bat, erklärte die luftig daherkommende Servicekraft doch tatsächlich, dieser Bitte nicht entsprechen zu können, „weil ich gar nicht weiß, wie ich das berechnen soll!“ Man sollte solchen Ignoranten zur beruflichen und menschlichen Fortbildung mal ein Langzeitpraktikum in den Wüsten von Mali empfehlen…
Die nächsten drei Folgen dieser Kolumne werden Redaktion und LeserInnenschaft in zunehmeder Leichtigkeit und Euphorie erreichen, starte ich doch heute im Rahmen eines Klinikaufenthalts zur Stärkung von Herz und Geist ein mehrwöchiges Fasten. Da man grundsätzlich mehrere Fliegen und vor allem Mücken mit einem Schlag erledigen soll, möchte ich diese Maßnahme zugleich zum Hungerstreik gegen die Zerstörung von Hollerland und weiteren Parzellengebieten erklären und widme überdies die erste Woche dem Kampf um den Erhalt des Horner Bads. Sollnse doch lieber die Rennbahn stillegen – die Zossen machen das doch nicht freiwillig, weiß mit entschiedener Sicherheit
Ulrich „Fury“ Reineking