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Unter Polizeischutz nach Hause geschickt

■ Betrieb sorgt sich um mosambikanische Vertragsarbeiter

Trebbin. Zu gespannt war die Atmosphäre, als daß die Betriebsleitung noch 24 Stunden hätte warten wollen. Einen Tag vor dem ursprünglich gebuchten Abflug nach Maputo wurden gestern die mosambikanischen Arbeiter des Autowerkes aus Trebbin im Kreis Luckenwalde zum Schönefelder Flughafen gebracht. 40 Polizisten begleiteten deren Abfahrt, um weitere Übergriffe von deutschen Jugendlichen zu verhindern. Die Afrikaner werden die DDR kaum in guter Erinnerung behalten.

Sonntag abend war es in der Kleinstadt zu Auseinandersetzungen gekommen, nachdem etwa 30 Jugendliche das Wohnheim der Mosambikaner überfallen und die Scheiben eingeworfen hatten (die taz berichtete). Da allgemein bekannt war, daß die Mosambikaner in wenigen Tagen abreisen würden, war der Überfall offenbar als Fußtritt zum Abschied gedacht. Die Mosambikaner wiederum beschlossen, sich dieses eine Mal nicht zurückzuhalten und schlugen zurück. Sie zertrümmerten die Fenster des örtlichen Kulturhauses und lieferten sich mit den Angreifern Prügeleien. Sechs Menschen wurden verletzt.

Selbstkritisch zeigte sich gestern die örtliche Polizei, die - abgesehen von einem Streifenwagen - erst nach drei Stunden am Ort des Geschehens auftauchte. Die eigens ausgedachten Einsatzvarianten nutzten nichts, weil - so Polizeioberrat Dietmar Auerbach - man die zuständige Bezirksbehörde zu spät informierte. Man wolle den fehlgeschlagenen Einsatz jedoch genau auswerten, um ähnliche Zeitverluste in Zukunft zu vermeiden. Jetzt ermitteln Mitarbeiter der Kripo Ursachen und Ablauf der Schlägerei.

anb/dpa

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