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Unsportliche Wette

■ Vor dem Lokalderby ärgert Regionalligist Union die Kontrahenten von Tennis Borussia mit dem Hinweis auf dessen Mini-Publikum

Das Kriegsbeil schien begraben. Als Tennis Borussia im Sommer 1998 in die 2. Bundesliga aufstieg, entwischte der Verein seinem Lieblingsrivalen Union. In gemeinsamen Regionalliga-Jahren hatten sich die Fußball-Kontrahenten auf dem Rasen und im Umfeld lustvoll vors Schienbein getreten, wobei die Unioner stets weiter ausholten. Trauriger Höhepunkt war ein verunglückter Union-Fan, der nicht in demselben Krankenwagen abtransportiert werden wollte wie ein am Knie lädierter TeBe-Spieler.

Nun ist der Streit des Prolo-Klubs Union mit den noblen Borussen erneut entflammt. Weil die aufgestiegene Amateur-Elf der Charlottenburger Borussia morgen um 13.30 Uhr bei Union antreten muss, hat der Gastgeber dem Konkurrenten eine Wette angeboten. „Die TeBe-Bubis spielen bei uns vor mehr Publikum als TeBes Profiliga-Millionarios im Mommsenstadion“, stochert Unions Präsident Heiner Bertram in der klaffenden Wunde des Lokalrivalen.

Das tut weh. Der Köpenicker Vereinschef weiß genau, wie sehr der Antipode unter seinem Stigma eines schwerreichen Vereins ohne nennenswerte Anhängerschaft leidet. Lediglich 5.114 Leute verloren sich in die Arena der TeBe-Profis beim Spiel gegen Gladbach. Das werde man morgen im Regionalliga-Derby überbieten, prahlte der Unions-Boss. Für den Fall, dass weniger als jene 5.114 kämen – woran er freilich keinen Gedanken verschwendet –, versprach Betram einen kostenlosen Freundschaftskick seiner Mannschaft gegen TeBe. Überdies solle die Heimstatt des Kontrahenten mit Geld bringenden Fans aus Köpenick gefüllt werden.

Die herausgeforderte Borussia konnte gar nicht anders. Sie lehnte die Wette als Affront ab. Denn die wesentlich populäreren Köpenicker rechnen mit mindestens 6.000 Stadiongängern. TeBe-Vorstand Jan Schindelmeiser unterstellt Bertram billige Stimmungsmache. Dann vergisst der edle Borusse für einen Moment die Grundlagen des fair play und rät dem Ober-Unioner, er solle sein Anliegen doch bitte schön an die Telefon-Hotline eines Radiosenders richten.

Bertram gibt sich entrüstet, insgeheim dürfte er sich über die schroffe Antwort aus Charlottenburg aber gefreut haben. Wieder einmal hat sich TeBe als humorlos-entrückter Klub geoutet, über den viele Fans nur lachen können.

TeBe sinnt nun auf sportliche Rache beim bislang noch unbesiegten Tabellenführer aus der „Alten Försterei“. „Jede Mannschaft ist mal dran“, lässt Amateurcoach Rolf Jaspert die Muskeln spielen und legt nach: „Warum sollten wir nicht diejenigen sein, die Union die erste Niederlage beibringen?“ Jürgen Schults

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