: „Unsere Vision der Kulturhauptstadt steht auf Sand“
Eine Woche nach den Beschlüssen der Kulturdeputation herrscht bei den Verlierern Unverständnis bis Verärgerung
Anselm Züghart von der Geschläftsleitung des Lagerhaus hofft noch, dass alles nur „ein Irrtum ist“. Gegenüber dem „Ist-Anschlag“ in 2003 soll laut Beschluss der Kulturdeputation in 2004 und 2005 eine Kürzung in Höhe von 50.000 Euro vorgenommen werden – macht insgesamt 100.000 Euro weniger und entspreche laut Züghart fast 15 Prozent der bisherigen Förderung durch das Kulturressort. Gestrichen werden dem Lagerhaus damit die Gelder zur Kompensation der Drittmittel, die dem Lagerhaus aufgrund der Hartz-Gesetze wegbrechen. 2003 griff man dem Lagerhaus bei der Hartz-Problematik noch unter die Arme. Wenn damit nun Schluss ist, muss das Lagerhaus Personalstellen streichen – und dementsprechend Projekte.
Auf die Frage, warum sich Kultursenator Hartmut Perschau (CDU) dazu entschlossen hat, die Mittel des Lagerhaus zu kürzen, heißt es von Perschaus Sprecher Helge Rehders, man habe hier nach einem regionalpolitischen Kriterium entschieden: „Man überlegte, wo die Einschnitte noch am ehesten zu verkraften sind“ und da sei die Dichte an Einrichtungen in der Innenstadt eben noch größer als beispielsweise die im Bremer Westen.
Wo Züghart noch mit „Unverständnis“ auf die Strategie des Kultursenators reagiert, sind aus dem ebenfalls kürzungsgebeutelten Focke-Museum ungleich schärfere Töne zu hören: Dort sieht man einen deutlichen Zusammenhang zwischen der Konzeptskizze von Martin Heller zur Bremer Kulturhauptstadt-Bewerbung und Perschaus Haushaltskonzeption: „Offensichtlich hat der Heller-Glanz die Entscheidungen des Kultursenators geblendet. Mit einer souveränen Kulturpolitik hat das wenig zu tun.“ Und, so Focke-Direktor Jörn Christiansen in Bezug auf Hellers Vorkonzept „Baustelle Bewerbung“: „Unsere Stadt, unsere Vision der Kulturhauptstadt steht da auf Sand. Diese Kulturhauptstadtsvision beschwört eine Zukunft, aber negiert geradezu die Vergangenheit.“ Christiansen fordert „die Aufnahme des Themas Stadtgeschichte und damit des Focke-Museums“ in das Konzept der Bewerbung und eine Kompensation der „tatsächlichen Kürzungen im Gesamtumfang von 15 Prozent, das sind 300.000 Euro pro Jahr“. In Perschaus Beschluss fällt das Focke unter jene Einrichtungen, die mit einer Kürzungsquote von einem Prozent belegt werden.
Vor der gestrigen Bürgerschaftsdebatte zu den Konzeptionen der Kulturpolitik demonstrierten Mitglieder des Bremer Theaters und die Debatte selbst – brachte zur Sache nichts Neues.
kli