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Unsere Liebsten: kulturlos

■ Die Folgen der Hamburger Haushaltssperre sind für die Kinderkultur eine Katastrophe: ein Beispiel aus Wandsbek

Die Förderung von Kinderkultur, im Gesamthaushalt eh nur von mikroskopischer Größe, hat durch die Haushaltssperre von Ende März einen kleinen Vernichtungsschlag erlebt. Denn das Einfrieren noch unverbrauchter Haushaltstitel trifft die am härtesten, die Kultur mit Projektmitteln bestreiten, was für die meisten Kinderkulturinitiativen zutrifft.

Und von diesen Projektmitteln kommt auch ohne Haushaltssperre kaum etwas bei den Kindern an. Schlappe 442.000 Mark können etwa die sieben Hamburger Bezirke für Projekte bewilligen. Von diesem Geld müssen sie unter anderem Stadtteilfeste, Altenkultur, Bürgervereine oder Einzelveranstaltungen finanzieren. Allein für Kinderkultur kann der Bezirk Wandsbek pro Jahr nur 10.-15.000 Mark flüssigmachen.

Doch nun sind selbst die eingefroren, soweit sie nicht vorher fest vergeben waren. Die Arbeitsgemeinschaft Kinderkultur Wandsbek schlägt deshalb empört Alarm. Für die vier hier organisierten Einrichtungen Brakula, Begegnungsstätte Bergstedt und die Häuser der Jugend Tegelsbarg und Steilshoop bedeutet dies das „Aus“ ihrer zentralen Kindertheaterangebote. Der Anspruch, in jeder der vier Einrichtungen einmal im Monat preisgünstiges Kindertheater anzubieten, kann nicht mehr aufrechterhalten werden. In den Stadtteilen fallen damit die vielfach letzten Angebote für Kinder weg und damit ist auch die Szene der Macher bedroht, was perspektivisch katastrophale Folgen haben kann.

Kinderkultur findet in den Holzköpfen der Beamten offenbar weder als Freizeitgestaltung in kinderfeindlichen Städten und schon gar nicht als prophylaktische Maßnahme gegen Gewalt und geistige Verwahrlosung Akzeptanz. Deshalb fordert Jörg Kornath vom Brakula die Bezirkspolitiker auf, trotz Haushaltssperre beim Senat Mittel für Kinderkultur zu fordern. „Die Sparmaßnahmen dürfen nicht auf dem Rücken der kleinsten Bürger dieser Stadt durchgesetzt werden.“

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