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Archiv-Artikel

stölzl tritt ab Union zurück auf null

Wo ist eine Partei, wenn sie noch nicht mal „im Vorfeld der Aufbruchstimmung“ ist? Dort sah der CDU-Landesverband vergangene Woche noch vorsichtig Situation und Stimmung in der Union. Die personelle Erneuerung sei abgeschlossen. Jetzt sei man am Beginn von Phase 2: inhaltliche Alternativen zu Rot-Rot entwickeln. Doch das ist spätestens seit gestern Makulatur, denn von abgeschlossener personeller Erneuerung kann nach dem Rückzug von Landeschef Christoph Stölzl keine Rede mehr sein.

Kommentarvon STEFAN ALBERTI

Stattdessen ist die Union um ein Jahr zurückgeworfen. Damals durfte Joachim Zeller, der jetzt Stölzl folgen soll, bereits für drei Monate einspringen. Dauerhaft führen aber sollte die CDU der vermeintliche Heilsbringer Stölzl, die angebliche Leitfigur. Zeller, über Parteigrenzen hinweg respektiert, haftet so der Hauch der zweiten Wahl an.

Umso weiter rückt die inhaltliche Erneuerung in die Ferne. Statt vor dem Parteitag über Vorschläge zu Hauptstadtrolle, Bildungs- und Wirtschaftspolitik zu sprechen, die Kommissionen der Partei vorlegen, wird das Interesse um Zeller kreisen.

Dürftig klingen Stölzls Erklärungen von einer veränderten politischen Situation und der Notwendigkeit, die CDU schon jetzt für die Wahl 2006 aufzustellen. Er war es offenbar schlicht leid, den für das gelegentliche Bonmot zuständigen Frühstücksdirektor zu geben, keine wirkliche Macht in einer Partei zu haben, die von Fraktionschef Frank Steffel dominiert wird. Dass er 2002 glaubte, er könne sich ohne Hausmacht durchsetzen, zeugte noch von einer Naivität, die im abgezockten Polit-Geschäft fast liebenswert anmutete. Dass er jetzt geht, zeigt, dass er zur dafür nötigen Basisarbeit weder ausreichend Lust noch langen Atem hatte.