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Union & Homos

Der CDU-Kommunalpolitiker Fritz Schramma kandidierte voriges Jahr in Köln für das Amt des Oberbürgermeisters – und gewann auch deshalb in dieser traditionell katholisch-liberalen Stadt, weil er die mächtige homosexuelle Wählerschaft nicht vernachlässigte. Im Gegenteil.

In einem Interview mit der taz-Regionalausgabe Köln sagte er zum Institut der Eingetragenen Lebenspartnerschaft: Das (rot-grüne) Gesetz biete Chancen, „Diskriminierungen abzubauen. Dazu stehe ich auch, weil ich mich natürlich auch als Bürgermeister den vielen Menschen, die hier in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften leben, als Gesprächspartner angeboten habe und anbieten werde.“

Schramma wird vielleicht dieser Tage einen prominenten Nachahmer finden – nicht in Hamburg, sondern in Berlin. Dort hat der Unionskandidat für das höchste Amt in der Hauptstadt kürzlich sogar eine Wahlkampftour durch Bars und Kneipen von Homosexuellen unternommen.

Frank Steffel erklärte der örtlichen Presse hinterher, dass er es schätze, in einer weltoffenen Stadt (das ist eine Chiffre für: in einer Stadt, in der Schwule und Lesben offener als anderswo leben können) zu sein. Und dass er sich für die Belange der Homosexuellen einsetzen werde.

Programmatisch hat sich diese – ob nun kalkuliert oder nicht – Zuwendung zu einstmals offen diskriminierten Minderheiten noch nicht niedergeschlagen. Voriges Jahr aber stimmte die Union im Bundestag bei einer Debatte um die Verfolgung Homosexueller durch die Nazis einer Erklärung zu, die nicht nur dies bedauerte, sondern auch Schuld einräumte an der Diskriminierung von Schwulen in den ersten zwanzig Jahren BRD. JAF

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