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Uni zieht auf den Teerhof

■ Ein neues „Gästehaus“ an prominenter Stelle – vom „Kultur-forum“ aber fehlt weiter fast jede Spur

War das eine schöne Zeit, als die Teerhofinsel noch weitgehend leer bzw. grün war und somit frei für Projektionen und Phantasien. Von einem ausgreifenden „Kulturforum“ konnte damals geträumt werden: Ein Haus für alle Künste, in den oberen Etagen zudem noch Raum für die Gäste der Universität. Das Doppelkunststück ist nicht gelungen – für den Kulturteil des Hauses fehlt nach wie vor das Geld. Der andere Teil wurde gestern eingelöst: Die Uni eröffnete mit einem Fest ihr neues „Gästehaus“ – auf die Kultur mochte man nicht mehr warten und baute recht kurzerhand sein eigenes Haus.

Ganz kulturfrei ist das Gästehaus freilich nicht. Neben den Appartements dient das reich durchfensterte, von Licht und Luft umsäumte Foyer Veranstaltungszwecken. Vorträge, Lesungen, vielleicht auch mal eine Ausstellung sollen das Losungswort vom neuen „Schaufenster der Uni in der Innenstadt“ wahrmachen. Auch private Veranstalter sind aufgefordert, den Saal zu beleben.

Vor allem aber hat die Uni einen chronischen Notstand behoben. Bislang hätten die Gastdozenten und Stipendiaten in Hotels und möblierten Wohnungen unterkommen müssen, weit über die Stadt verstreut. Daß sie nun an zentralem Ort versammelt sind, wurde vor allem durch private Initiative möglich, Uni-Pressesprecherin Abraham. An den Baukosten von 3,8 Millionen Mark waren neben dem Bund und der Stiftung Wohnliche Stadt viele Einzelspender beteiligt – Firmen, aber auch Studenten und Professoren mit Kleinbeträgen. Das Grundstück steuerte die Stadt bei.

Auf dem Rest des Geländes, dem östlichsten Zipfel des Teerhofs, harrt das Brachland immer noch des geplanten „Kulturforums“. Zwischenzeitlich kam der Shakespeare Company sogar schon die Idee, dort eine Replik des altehrwürdigen „Globe Theatres“ aus dem Boden zu stampfen. Inzwischen ist das „mehr ein Traum“, heißt es bei Shakesperaes; das Gelände war dann doch zu klein.

Bis dahin wird der Rest vom Teerhof als wilder Parkplatz benutzt; ein wackeliger Bauzaun weist auf den eisernen Willen der Initiatoren hin, hier doch noch das Versprechen an die Bürger einzulösen. Tatsächlich sei die Sache noch nicht gänzlich vom Tisch, heißt es im Kulturressort, trotz chronischen Geldmangels in der Stadtkasse. Die „Arbeitsgemeinschaft Kulturforum“ lebt, unter Beteiligung des Beirats Neustadt sowie diverser Ressorts. Vom ursprünglichen Modell, hier ein städtisch betriebenes Forum für Theater, Medienleute, Bildhauer und vieles andere aufzubauen, hat sich die AG allerdings endgültig verabschiedet. Ein „Vielzweckbau“ könne sich hier niemals tragen. Jetzt soll ein privater Investor das Risiko übernehmen. Im Januar jedenfalls, so Barbara Loer, Pressesprecherin des Kulturressorts, will die AG entscheiden, ob sie mit einem neuen Ideenwettbewerb nach einem geeigneten Partner sucht – „ein Betreiber mit einer guten Idee, der garantiert, es kostendeckend zu machen.“ Ein bißchen was kommt dann schon noch von dritter Seite dazu: Die „Stiftung Wohnliche Stadt“ nämlich hält immerrund 720.000 Mark für das sieben Jahre alte Projekt „Kulturforum“ bereit. tom

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