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Uni-Streik gegen Zwangsexmatrikulation

■ 2000 Studenten beschlossen Vorlesungs-Boykott

Hamburgs Studierenden ist es durchaus ernst mit ihrem Protest gegen geplante Studiengebühren und Zwangsexmatrikulation. Nach einer Aktionswoche vor Weihnachten, zwei Demonstrationen und der Besetzung des Philosophen-Turms votierte nun gestern eine sehr gut besuchte Vollversammlung im Audimax nahezu einstimmig für Streik.

Der Abstimmung ging eine Kontroverse über Sinn und Unsinn dieser alles andere als neuen Aktionsform voran. „Mit einem Streik machen wir uns lächerlich“, warnte ein Redner. Und: „Wir müssen aufpassen, daß wir das schlechte Image der Studenten nicht noch verstärken.“ Ältere Kommilitonen erinnerten an der letzten Streik vor fünf Jahren, bei dem es um schlechte Studienbedingungen ging. „Ich warne euch“, sagte eine Frau, „mich hat das damals zwei Semester gekostet. Und dann kam die große Depression.“

„Ich möchte mich nicht mehr Semester für Semester an kleine Runde Tische setzen“, entgegnete ein Sprecher des eigens gegründeten „Aktionsrates“. Und ein anderer: „Das einzige, was etwas nützt, ist, wenn wir den Laden hier lahmlegen. Denkt nicht, daß Voscherau aus den Latschen kippt, nur weil wir eine Demo zum Rathaus machen“.

Der erste Bürgermeister, der am 29. Oktober die „Mainzer Erklärung“ der Ministerpräsidenten unterschrieben hat, in der auch von „Sanktionen“ bei „Nichteinhaltung von Regelstudienzeiten“ die Rede ist, war bislang für Hamburgs Studierende in dieser Angelegenheit nicht zu sprechen. Zweimal wurde eine Delegation vor dem Rathaus nicht empfangen. „Er hat das Papier unterschrieben. Dazu gibt es nichts zu sagen“, sagte gestern der stellvertretende Pressesprecher der Senatspressestelle, Franz J. Klein. Wenn sich die Studenten vorher anmelden würden, schließe er „ein Gespräch nicht aus“. Eigentlicher Ansprechpartner sei aber Wissenschaftsenator Leo Hajen.

Dieser hatte zuletzt am 6. Dezember erklärt, daß er Sanktionen wie Studiengebühren und Zwangsexmatrikulationen für „nicht sachgerecht“ halte. Doch die Studierenden hatten gestern nicht viel Vertrauen in dessen Standhaftigkeit. „Es gibt Gerüchte, daß bereits Umsetzungspläne in den Behördenschubladen liegen“, sagte Georg Zeschwitz vom Fachschaftsrat Medizin. Das Thema sei erst vom Tisch, wenn Hamburg sich von der „Mainzer Erklärung“ distanziere. So bereits geschehen in Niedersachsen und Hessen.

Der Streik, für den bereits die Fachbereiche Medizin, Musik, Ethnologie, Pädagogik, Politik und Soziologie votierten, soll durch inhaltliche Diskussionen und Aktionen angereichert werden. Dabei wird Wert auf „zeitgemäße Formen“ gelegt. Die Lehramts-Studenten, beispielsweise, gehen unter dem Motto „Bildung geht baden“ gemeinsam ins Holthusenbad. kaj

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