: Ungetrübter Blick? -betr.: Kommentar "Blind und blöd", taz-Hamburg vom 25.9.1997
Werte Kommentatorin!
Zugegeben: Am Anfang weckt Ihre intelligente Schlagzeile Interesse. Doch schon auf den zweiten Blick weckt sie (...) gespitzte Assoziationen. Blind: ein getrübter Blick, ein geschwächtes Auge. Blöd: ein getrübter Verstand, eine geschwächte Aufnahmefähigkeit. Die Verbindung dieser – an sich nicht zusammenhängenden – „Einschränkungen“trifft wie ein/e (Hammer-) Schlag (-Zeile).
Nun, werte Kommentatorin, wie weit gehen Ihre Ideen (mit Ihnen durch)? Ist eine Partei getrübt in Seh- und Denkkraft? Aus Ihrer mit vollen Sinnesmächten gestützten Sichtweise? Wie viele Menschen kennt die Kommentatorin aus eigener, ungetrübter Anschauung, die entweder blind oder blöd oder blönd sind?
Wann endlich hört die taz mit Wortverbindungen und Wertverminderungen wie „an den Rollstuhl gefesselt“auf? Ich empfehle Ihnen dringend, stellen Sie sich täglich die Frage: Wem versperre ich den Blick, wo verdumme ich mein Gegenüber, wie fessel ich einen Menschen, der einen Rollstuhl als Hilfsmittel benutzt, mit meinen „helfenden & mitleidigen“Blicken!
Mit freundlich blickenden Augen und hellem Hirn(-Panzer) grüßt trotzdem freundlich
Dieter Schütte
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