: Ungemalte „entartete“ Kunst
Emil Nolde in Herford. Der Kunstverein zeigt zu seinem Jubiläum Arbeiten des großen deutschen Aquarellisten: Figürliche Bilder aus der Welt des Theaters und der Mythologie
Anläßlich seines 50-jährigen Bestehens zeigt der Herforder Kunstverein 50 Arbeiten von Emil Nolde (1867-1956) aus der Serie der „Ungemalten Bilder“. Dazu die gleiche Anzahl Holzschnitte, Lithographien und Radierungen. Nach dem Tod des Expressionisten 1956 wurde der umfangreiche künstlerische Nachlass gemäß der testamentarischen Verfügung des Malers als „Stiftung Seebüll Ada und Emil Nolde“ der Allgemeinheit geöffnet. Die Stiftung fand ihre Räumlichkeiten in dem ehemaligen Wohnhaus Noldes. Das Haus Seebüll entstand zwischen 1927 und 1937 nach eigenen Entwürfen des Künstlers und war zugleich Wohnhaus und Atelier.
Es wurde für ihn zu einem Ort der Zuflucht, als seine Kunst während des Nationalsozialismus als „entartet“ diffamiert und aus den öffentlichen Museen verbannt wurde. Trotz des Malverbotes und der strengen Kontrolle durch die Gestapo seit 1941 entstand in Seebüll zwischen 1938 und 1945 heimlich die Aquarell-Folge der so genannten „Ungemalten Bilder“: kleine, freie, fantastische Blätter, die sich über die Jahre hinweg häuften und die Nolde zum Schutz vor Nachstellungen der Gestapo bei Freunden in Verwahrung gab. Mit beispielloser Intensität schuf er in diesen dunklen Jahren Bilder, die zu den Höhepunkten seines Werkes gerechnet werden. „Ungemalt“ waren diese Bilder, weil sie offiziell nicht gemalt sein durften, aber auch weil Nolde die Blätter später auszuführen dachte. Emil Nolde hat diese Aquarelle nie zum Verkauf angeboten und nur wenige an Freunde verschenkt. Zusammen mit druckgraphischen Blättern zeigt die Ausstellung im Daniel-Pöppelmann-Haus figürliche Bilder aus der Welt des Theaters, des Tanzes, der Mythologie und der individuellen Phantastik des Künstlers sowie Seestücke und Landschaften. PETER ORTMANN
Emil Nolde im Herforder Kunstverein, Deichtorwall 2, bis 26. Juni 2005, Di bis Sa 14 bis 18 Uhr, So 11-18 Uhr