: Ungehindert durchs Ozonloch gefallen
■ UV-Strahlung verbrennt die Blätter an Bäumen und Sträuchern Von Heike Haarhoff
„Für Pflanzen gibt's keine Sonnenmilch mit hohem Lichtschutzfaktor.“ Deswegen, sagt der Hamburger Ökologe Ekkehard Pahmeier, richten ultraviolette Strahlen im Sommer hohen Schaden an Sträuchern und Laubbäumen an. „Durch das Ozonloch fallen die Strahlen ungefiltert auf die Blätter und verbrennen das Blattgewebe.“
Was dem Ökologen Pahmeier durch private Bestrahlungs-Experimente mit filterlosen Halogenlampen und Höhensonne seit den 70er Jahren theoretisch bekannt ist, mußte er zu seinem Entsetzen jetzt auch in seinem Garten in Poppenbüttel sowie an Apfelbäumen in Sasel feststellen: Von der Rippe ausgehend haben sich an Blättern von Wildrosen, Rhododendren, Apfelbäumen, Hain- und Weißbuchen braune Flecken gebildet, so was habe er noch nie gesehen. Pahmeier ist alarmiert, „daß es sich hierbei um einen typischen UV-Schaden handelt.“ Bei „Hitzestreß“ verfärbten sich die Blätter einfach nur gelb oder rollten sich ein. Saurer Regen verätze vornehmlich die Blattränder. Andere Umweltbelastungen schwächten die Abwehrkräfte der Pflanzen so sehr, daß diese häufig von Pilzen befallen würden. „Aber das hier sind eindeutig Brandflecken“, ist sich Pahmeier sicher. „Schlimm ist, daß man nichts dagegen machen kann.“ Zumindest zeige sich, welche Schäden das Ozonloch schon verursache. Diese Einschätzung teilen Biologen, Forstwissenschaftler und Umweltbehörde „so pauschal nicht“. „Die Flekken können auch auf Ernährungsdefekte, Wassermangel oder Schädlingsbefall zurückzuführen sein“, sagt Lars Neugebohrn, Professor am Institut für angewandte Botanik. Es sei zwar möglich, daß der Photosynthese-Haushalt der Pflanzen durch ultraviolette Strahlen beeinträchtigt werde, „aber das müßte versuchstechnisch erfaßt werden.“ Es mangele an Versuchstechnik, nicht festzustellen sei, welcher Einfluß ausschlaggebend ist.
Daß „allein die Lichtintensität“ die Blattschäden verursache, mag auch die Bundesforschungsanstalt für Holz- und Forstwirtschaft in Bergedorf nicht beschwören. Einschlägige Untersuchungen fehlten. Umweltbehörden-Sprecher Kai Fabig ist das „Problem der UV-Strahlung bisher nur von der Südhalbkugel bekannt. Das müßte erforscht werden.“ Darauf drängt auch Ekkehard Pahmeier: „Egal ob meine Vermutung wissenschaftlich bewiesen ist oder nicht – die Pflanzen sterben ab.“
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