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Unfreiwillig obszön

■ Gegen Trabzonspor erreichte der HSV mit einem 4:1-Sieg in Lübeck das Finale des UI-Cups gegen Montpellier

Noch zwei Spiele. Dann könnte der Hamburger Sport Verein zu den Teilnehmern am UEFA-Cup-Wettbewerb gehören. Am Mittwoch besiegte der HSV im Halbfinale schon mal Trabzonspor mit 4:1 und qualifiziert sich nach dem 2:2 im Hinspiel damit fürs Finale. Das wird am Dienstag in Montpellier bestritten, das Rückspiel gegen die Franzosen findet am 24.8 abermals in Lübeck statt.

Vor 10.000 Zuschauern, davon knapp die Hälfte Trabzonspor-Fans, stand bis zur 64. Minute die Kooperation Mensch-Ball im Vordergrund. Doch dann sorgte Roy Präger für eine Auszeit: Wie es bei deutschen Profis Unsitte ist, zelebrierte er sein Tor zum 3:0 mit einer Geste, die im Fachjargon „Säge“ heißt. Das Vor- und Zurückziehen der geballten Faust traf indes bei den türkischen Fans auf geballten Zorn: Das Spiel mußte minutenlang unterbrochen werden, da Schuhe und andere primär nicht als Wurfgeschosse konzipierte Gegenstände auf den Platz flogen: Am Bosporus, so erklärte dem verdutzten Autor ein Türke, sei die „Säge“ die allerobszönste Geste.

Ansonsten hielten sich die interkulturellen Missverständnisse aber in Grenzen: Die rote Karte, in deren Antlitz der bereits gelbbelastete Ali Selem nach einem Foul an Mehdi Mahdavikia blickte, deutete ersterer richtig als Signal zum Duschen. Der HSV kombinierte seinerseits, dass sich die numerische Überlegenheit fürderhin in Tore umsetzen lassen könnte. Besonders schnell kapierte Mahdavikia, der beide Treffer zur 2:0-Pausenführung beisteuerte. Die baute der zu Unrecht einer schlechten Kinderstube geziehene Präger aus, bevor Hami auf 1:3 verkürzte. Für das 4:1 sorgte der eingewechselte Vahid Hashemian.

Nach dem Spiel wurde dann die A1 zum Schauplatz exzessiven Prollgehabes, als sich mit Devotionalien beider Vereine beflaggte Autos wechselseitig von der Fahrbahn drängen wollten. Des dümmlichen Mannes liebstes Spielzeug ist und bleibt eben sein Auto. Grenzübergreifend. ruf

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