piwik no script img

Unfein gelogen

Des Senats „privater Staatsfunk“  ■ K O M M E N T A R

Fair im Verkehr“ heißt die neue, großangelegte Kampagne, mit der der Senat die BerlinerInnen mal wieder zu mehr Freundlichkeit animieren will. Doch fair geht es im Vorfeld dieser Kampagne nicht zu.

Zum Werbeträger erkor Verkehrssenator Wronski ausgerechnet Schamonis „Radio 100,6“, einen Privatsender, der sich seit seiner Gründung der besonderen Protektion aus Bau- und Senatskreisen erfreut und deshalb das paradoxe Prädikat „privater Staatsfunk“ führt. Was dem Verkehrssenator recht ist, ist der Justizverwaltung billig. Live am Mikrofon beim Tegeler Knast-Sportfest: selbstverständlich die Moderatorenriege von 100,6. Für Schamoni gilt offensichtlich die uneingeschränkte Vorfahrtsregelung, obwohl längst das Stoppzeichen vonnöten wäre.

Gespielt wird nämlich aufs Neue der Berliner Filzfunk par excellence. Zum zweiten Mal macht der Senat deutlich, daß 100,6 kein einfacher privater Hörfunksender ist, sondern die senatseigene PR-Abteilung. Denn ähnliches hatte im letzten Jahr schon einmal Wirtschaftssenator Pieroth vorexerziert, als er die sogenannte Qualifizierungswoche ebenfalls über diesen Sender abwickelte und damit auf wenig feine Weise öffentliches Anliegen und privates Geschäft verquickte. Der SFB, immerhin die Landesrundfunkanstalt, der RIAS und die anderen privaten Sender hatten das Nachsehen. So auch jetzt und noch viel dreister. Von Journalistenfragen in die Enge getrieben, erklärte Verkehrssenator Wronski, die beiden Anstalten seien ebenfalls angesprochen worden. Doch das ist platte Lüge. Das freie Spiel der Medienkräfte, der von der CDU so hochgehaltene Außenpluralismus werden in der Berliner Realität zu einer geschlossenen Veranstaltung mit Schamoni als „special guest“. Da greift selbst ein Verkehrssenator zu unlauteren Mitteln und handelt wider die Verkehrsformen.

Birgit Meding

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen