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Unfallkartell

■ Sandoz bringt es an den Tag

Die Flut des Sandoz–Giftes, das vor gut zwei Wochen in den Rhein geflossen ist, hat auch sein Gutes gehabt. Unübersehbar prasselten danach auf die erwachende Öffentlichkeit weitere Katastrophenmeldungen ein: Ciba Geigy, Hoechst, BASF - die Nachfolgemultis der IG aus nationalsozialistischen Zeiten schienen sich zu einem Unfallkartell zusammengeschlossen zu haben. An Zufall kann man da wohl nicht mehr glauben und der Verdacht, daß sich die eine oder andere Chemiefabrik im Huckepackverfahren schnell mal ihres störenden Drecks entledigt hat, liegt nahe. Doch wie kriminell und unverfroren solch ein Verhalten auch immer sein mag: Das ist höchstens die halbe Wahrheit. Die ganze ist vermutlich noch um einiges krimineller. Es gehört nicht viel Wagemut dazu, zu vermuten, daß diese Wochen nur ein Auszug aus der giftigen Realität sind, die vor dem Sandoz–GAU bestanden hat und die auch nach dem Ende des öffentlichen Interesses am Gift im Rhein weiterbestehen wird. Nur wird man sich dann wieder in der trügerischen Hoffnung baden, daß nun der Ausnahmezustand für die Natur überstanden ist. Die Skandale in der chemischen Industrie bleiben auch dann noch Skandale, wenn niemand mehr davon erfährt. Denn die Gefährdung der Natur und unseres Lebensraumes geht nicht primär von unzureichenden Sicherheitsvorkehrungen aus, sondern von der Unzahl von chemischen Giften, die produziert werden. Gegen die Strategie, durch neue technische Ausrüstung der Fabriken die Illusion der Beherrschbarkeit der „Zeitbombe Chemie“ zu erzeugen, muß die Debatte um eine neue, „sanfte Chemieproduktion“ geführt werden. Und dazu bedarf es eines übergeordneten Leitsatzes, so einfach wie radikal: „Brecht die Macht der Chemiemultis!“ Raul Gersson

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