Unesco schützt Welterbe: Deutsche Bank mag Korallen
Das Geldinstitut wird die Erweiterung des australischen Hafens Abbot Point nicht finanzieren. Die Ausbaupläne gefährden das Great-Barrier-Riff.
BERLIN taz | Die Deutsche Bank nimmt Abstand von einer möglichen Finanzierung des Ausbaus eines australischen Hafens, der das berühmte Korallenriff „Great Barrier“ schädigen könnte. Das kündigte jetzt die größte deutsche Bank in einer Erklärung an. Das Bankhaus unterstütze Aktivitäten in der Nähe von Welterbestätten nicht, „solange es keine Einigung zwischen der Regierung und der Unesco gibt, dass die geplanten Aktivitäten den außergewöhnlichen universellen Wert der Stätte nicht gefährden“, heißt es darin.
Die Bank beobachte, dass es im Moment keinen Konsens gebe zwischen der Unesco und der australischen Regierung bezüglich des Ausbaus von des Hafens Abbot Point im Gebiet des Great-Barrier-Riffes. „Unsere Richtlinie verlangt mindestens einen solchen Konsensus, daher würden wir keine Finanzierungsanfragen für einen Ausbau weiter verfolgen“, so die Bank.
Abbot Point soll zum weltgrößten Kohlehafen ausgebaut werden, damit Australien noch mehr Kohle exportieren kann, unter anderem nach Indien. Umweltschützer befürchten, dass durch den Hafenausbau das Korallenriff gefährdet ist. Grund: Um den Hafen für große Schiffe zu vertiefen, sollen Millionen Kubikmeter Schlamm und Sand ausgebaggert und anschließend im Ozean verklappt werden.
„Wenn sich dadurch das Wasser eintrübt, sind Korallen und die wichtigen Seegräser gefährdet“, sagte Heffa Schücking von der Umweltorganisation „Urgewald“ der taz. Winde und Strömungen könnten verschmutztes Wasser auch dann zum Riff treiben, wenn das ausgebaggerte Material weit entfernt im Meer versenkt würde.
Gefahr auch durch normalen Hafenbetrieb
Eine weitere Gefahr sieht Schücking auch im normalen Hafenbetrieb. „Wenn Abbot Point ausgebaut ist, vervierfacht sich der Schiffsverkehr.“ Damit steige auch das Risiko von Havarien und Ölkatastrophen.
„Wir sind hocherfreut, dass sich die Deutsche Bank dazu durchgerungen hat, Nein zu Abbot Point zu sagen“, sagte Tony Brown, Umweltschützer und Tourismusanbieter in der australischen Urlaubsregion. „Der geplante Ausbau von Abbot Point und die Verklappung des Abraums auf See wäre nicht nur eine massive Gefahr für dieses sensible Ökosystem, sondern auch für die viele Gemeinden, die von Tourismus leben.“
Kein Aus für das Vorhaben
Die Entscheidung der Deutschen Bank bedeutet aber nicht das Aus für den Hafenausbau. Die Pläne würden dadurch nicht beeinträchtigt, sagte ein Sprecher des verantwortlichen Gemeinschaftsunternehmens GVK-Hancock am Freitag.
Umweltgruppen hatten in dieser Woche auch die französische Großbank Societe Generale zum Rückzug bewegen wollen, scheiterten damit aber auf der Hauptversammlung des Geldhauses. Als nächstes wollen sie sich die britische Großbank HSBC vorknöpfen. Greenpeace appellierte an die führenden australischen Banken, sich ein Beispiel an der Deutschen Bank zu nehmen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
BSW in Koalitionen
Bald an der Macht – aber mit Risiko
Dieter Bohlen als CDU-Berater
Cheri, Cheri Friedrich
Hybride Kriegsführung
Angriff auf die Lebensadern
Kinderbetreuung in der DDR
„Alle haben funktioniert“
Selbstzerstörung der FDP
Die Luft wird jetzt auch für Lindner dünn
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag