MIT BANANENBAUERN AUF DU UND DU: Unersättliche EG
■ Bananenenpolitik stößt Ecuador in Armut zurück
Quito (dpa/taz) — In Ecuador stehen 270.000 Bauernfamilien vor dem Ruin und damit vor bitterer Armut — wenn die EG-Regierungen ihre Pläne in die Tat umsetzen und die Bananen aus Lateinamerika mit hohen Einfuhrzöllen und Quoten belegen. Die West-Europäer wollen damit die teurer produzierten Bananen aus den französischen und Überseegebieten und den Kanarischen Inseln wettbewerbsfähig machen.
Besonders hart würde das Ecuador treffen. Mit einem Anteil von 20 Prozent ist das südamerikanische Land auf dem Welt-Bananenmarkt führend. 1991 erwirtschaftete es mit Bananen 715 Millionen Dollar (rund 1,15 Mrd. DM); 17 Prozent davon in der bananengierigen Bundesrepublik, in der 40 Prozent der gesamten lateinamerikanischen Ernte verzehrt werden.
Ecuador wird somit für eine Politik bestraft, die dem Land von den Industriestaaten empfohlen worden war: Ausrichtung der Wirtschaft auf den Export. Die Pläne des Opec-Mitglieds, sich mit dem Bananenhandel ein zweites wirtschaftliches Standbein neben den Rohölexporten zu sichern, durchkreuzt der EG-Ministerrat — genau zu dem Zeitpunkt, an dem diese Politik erste Früchte trägt. Gegen diesen Euro-Protektionismus hat sich bisher nur die Bundesregierung ausgesprochen mit dem Hinweis auf die Gatt-Verhandlungen, in denen ein freier Handel weltweit vereinbart werden soll. Das mit elf Milliarden Dollar verschuldete Ecuador, das seine Devisen zu 25 Prozent aus dem Bananenexport schöpft, hatte in den letzten Jahren auf Expansion gesetzt. Anders als die Hauptkonkurrenten Kolumbien und Costa Rica lehnte Ecuador freiwillige Produktionseinschränkungen zur Preisstabilisierung ab.
Zum Alleingang drängte vor allem Bananenkönig Luis Novoa. Der ehemalige Straßenhändler aus der Hafenstadt Guayaquil lenkt heute als Exporteur in New York ein weltweites Imperium, zu dem auch Anteile an den Multis Standard und United Fruit gehören. Mit langfristigen Abmachungen hat er Millionen Bauern unter Vertrag.
Die Strategie schien zunächst zu fruchten. Der Handel mit Europa, vor allem mit dem geöffneten Osten, stieg jährlich um bis zwölf Prozent. Die Anbauflächen wurden mit Staatshilfe von 80.000 auf 140.000 Hektar vergrößert — zum Nachteil der Umwelt und der Qualität, wie allerdings KritikerInnen meinen. Mittlerweile ist der Regierung in Quito klar, daß der Aufwärtstrend vor dem Hintergrund der angekündigten EG-Quoten nicht mehr lange andauern wird. Um einer Überproduktion zuvorzukommen, will sie die Bauern, denen sie gerade erst Wohlstand durch Bananen versprochen hatte, mit Prämien zur Aufgabe der Plantagen locken. dri
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen