: Und wie geht es der taz?
ANALYSE Die Krise der Zeitungen – und wie man sie beantwortet
VON KARL-HEINZ RUCH
Das Netz ist ein Turbo für die freie Information. Gut so! Aber geschäftlich ist das Internet ein Flop für viele Verlage. Das alte Geschäftsmodell der gedruckten Zeitung, Journalismus durch Leser und Anzeigenkunden zu finanzieren, funktioniert nicht mehr, und es kommt kein neues. In Deutschland werden die ersten Zeitungen eingestellt, Redaktionen aufgelöst. Die Stimmung in den Verlagen ist schlecht. Das äußert sich auch in schrillen Tönen gegen vermeintliche Gewinner wie Google oder die öffentlich-rechtlichen Sender mit ihren „Zwangsgebühren“.
Und wie ist die Stimmung in der taz? Auch in der Rudi-Dutschke-Straße wird die dramatische Entwicklung gerade bei den überregionalen Tageszeitungen mit Sorge beobachtet. Wird es uns in fünf Jahren überhaupt noch geben?
Überlebenskampf ist für die taz nichts Neues. Neu ist, dass andere diesmal auch betroffen sind, vielleicht noch mehr als die taz, weil das Anzeigengeschäft schwindet, das bei der taz nie eine tragende Rolle spielte. Die taz wird von vielen solidarischen LeserInnen getragen. Der taz-Solidarpakt bei den Abonnements, dass jedeR nach seinen und ihren Möglichkeiten einen Preis frei wählen kann, funktioniert seit 20 Jahren gut. Von dem Erfolg unseres digitalen Bezahlmodells „taz zahl ich“ und den vielen positiven Reaktionen von Nutzern sind wir selbst überrascht. Finanziell wird dieses Modell bereits in diesem Jahr bei stark steigender Tendenz ein Drittel des digitalen Anzeigenumsatzes ausmachen und damit einen wichtigen Teil zur Finanzierung von taz.de beisteuern. Noch wichtiger als dieser rechenbare Erfolg ist für uns die Erfahrung, dass NutzerInnen von taz.de sehr wohl bereit sind, sich für ihre taz zu engagieren, ebenso wie LeserInnen der gedruckten taz. Dieses Moment von Teilhabe funktioniert offenbar in der Netzcommunity genauso wie bei den taz-Abonnenten oder in der taz-Genossenschaft. Für die taz ist das ein wahrlich gutes Signal.
Für dieses Frühjahr haben wir uns viel vorgenommen. Im März werden wir nach zweijähriger Vorbereitung einen überarbeiteten taz.de-Auftritt präsentieren. Es wird weiter möglich sein, taz-Artikel im Internet frei zu lesen. Wir setzen aber darauf, dass sich unsere LeserInnen im Netz das Angebot auch etwas kosten lassen, um die journalistische Unabhängigkeit der taz zu sichern.
Inzwischen gibt es eine größer werdende Zahl von LeserInnen, die nur noch am Wochenende zur gedruckten taz greifen. Wir nehmen diesen Zuspruch zum Wochenendabo und zur taz-Wochenendausgabe zum Anlass, noch einmal an deren Konzept zu feilen, um dann ab April mit einer neuen Wochenendausgabe bei den LeserInnen zu sein.
■ Karl-Heinz Ruch, taz-Mitgründer, ist seit mehr als 30 Jahren Verleger und Geschäftsführer der taz