hamburger szene : Und was für eine Mutter
Der leider sowieso immer sagenhaft unfreundliche Eismann auf dem Großneumarkt hat ja einzig und allein deshalb Kunden, weil diese Kinder haben, sollte man meinen. Als Nichtelternteil ist man bei dem unfreundlichen Grummeleismann nur dann, wenn man Elternteile begleitet, und das taten wir – im Gegensatz zum Ehepaar am Tisch neben uns, das überraschenderweise freiwillig da war. Beige gekleidet und ein wenig mürrisch, er mit dicker Zigarre, sie mit einem Blick für ihre Umwelt, und er, man weiß es nicht.
Der Vater, den wir begleiteten, war Vater einer zweijährigen Tochter, und beide waren müde, was sich unter anderem an der die Unterhose bedürfenden Garderobe der Tochter bemerkbar machte. Manchmal kämpft man gegen die Kleidungsstückkämpfe und manchmal nicht, und weil es heute warm und sommerlich war, hatten die beiden sich heute darum gedrückt.
Das schlechte Eis war alle, wir aufbruchbereit, das Mädchen spielte noch auf dem Platz und das Ehepaar stand vor uns auf. Im Vorbeigehen wisperte sie, den Kindsvater wohlweislich umgehend, meinem Freund zu, dass auf dem Platz ja lauter Männer seien und dass es nicht Recht sei, so ohne Höschen. Er sei nicht der Vater, antwortete mein Freund kühl. Und was für ein Vater, was für eine Mutter die beiden wohl gewesen waren, fragte ich mich mulmig, und über den sonnigen Großneumarkt legten sich plötzlich kühle dunkle Schatten.REBECCA CLARE SANGER