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Und es war Heulen und Zähneklappern

■ Christdemokratische Wahlverlierer im Tal der Tränen / Fischer will „verkraften und auswerten“ und hofft auf Solidarität

Geht Fischer? Bleibt er? Wer könnte es besser machen als er? Und wer traut sich? Fragen, Fragen, nichts als Fragen beim Wahlverlierer Nummer eins, der Hamburger CDU. Zukunftsperspektive: Fehlanzeige. Selbst die leise Hoffnung auf eine große Koalition – nach dem 25-Prozent-Desaster verflogen. Statt dessen erst einmal „das allgemeine Heulen“ (O-Ton eines Vorstandsmitglieds).

Daran nicht beteiligt: die Junge Union, die schon in der vergangenen Woche Tacheles angekündigt hatte. „Wenn die CDU wieder eine Partei mit Führungsanspruch werden möchte,“ formulierte JU-Chef Klaus-Peter Hesse noch am Wahlabend, „muß sie von oben bis unten umgekrempelt werden“. Und fügte vor Beginn der Landesvorstandssitzung hinzu, wo nach seiner Meinung mit dem Krempeln anzufangen sei: „Wenn Echternach bei 35 Prozent zurücktreten mußte...“

... dann dürfte Dirk Fischer wohl erst recht dran sein. Aber so schnell ist man bei der Erwachsenenabteilung der notorischen Wahlverlierer nicht. Frühestens nach dem Landesparteitag am Samstag ist mit einer Entscheidung zu rechnen.

Die Chancen für Fischer scheinen allerdings so groß nicht zu sein. Auch wenn ihm von der Mehrheit seiner Vorstandskollegen Fleiß und „beileibe nicht die Alleinschuld“ an dem Wahldesaster zugestanden wird, haben die vergangenen Wochen den meisten Unionsfunktionären deutlich gemacht: „Der Mann kommt einfach nicht über.“ Denkbar, daß Fischer noch eine Weile Parteichef bleibt, ein möglicher Nachfolger zunächst als Fraktionsvorsitzender getestet wird. Im Gespräch dafür der Bürgerschaftsabgeordnete Ole von Beust. Der 38jährige Rechtsanwalt war schon beim Nominierungsparteitag der einzige Kandidat, dessen Wahl mit heftigem Beifall beklatscht wurde.

Spekulationen, von denen Dirk Fischer selbst gestern abend gar nichts wissen wollte. Er bleibt seiner Linie treu, möchte das Desaster zunächst „verkraften, diskutieren, auswerten“ und gibt eine Entscheidung über die eigene politische Zukunft in die Hände der Parteitagsdelegierten. Wenn es am Sonnabend einen „Solidaritätsbeweis“ gebe, so der gebeutelte Ex-Spitzenkandidat, könne er sich durchaus vorstellen, im Amt zu bleiben .uex

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