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Unabhängig vom Zeitgeist

■ Das elfte Mitglied im CultureClub: Katrin Rabus mit ihrer Galerie in der Lothringer Straße: Die sichere Identifikation des Künstlers mit seinem Werk ist ihr ebenso wichtig wie das Werk selbst

Als Katrin Rabus 1980 ihre Galerie eröffnete, tat sie das eindeutig gegen den herrschenden „Zeitgeist“, der gerade die überschwappende, gestenreiche Malerei der Neuen Wilden ins Feld führte. Katrin Rabus aber bevorzugte die nichtgegenständliche Malerei, wie sie sich in den sechziger und siebziger Jahren, anknüpfend an die Tradition der Zwanziger (Bauhaus, Mondrian) entwickelt und bis zur Konzeptkunst ausgeweitet hatte. Mit dieser Kunst präsentierte sich Rabus sozusagen zielgerichtet am Markt vorbei. Sie war von der Qualität „ihrer“ Kunst überzeugt immerhin zeigte sie Namen wie Raimer Jochims und Rupprecht Geiger - und setzte auf die Zeit, die den wildgewordenen Kunst-Geist auch wieder besänftigen würde. Zehn Jahre, so spekulierte sie, könnte es dauern, bis sich die Ga

lerie durchgesetzt hätte. Mittlerweile hat sie diese durchaus realistisch geschätzte Spanne unterboten. Die Galerie Katrin Rabus in der Lothringer Straße 3 ist längst bundesweit anerkannt, ihre Besitzerin machte sich einen Namen als ebenso kompetente wie konsequente Fachfrau.

Katrin Rabus‘ Umgang mit der Kunst ist geprägt von großer Ernsthaftigkeit und einem hohen Maß an Verantwortungsbewußtsein - gegenüber den KünstlerInnen genauso wie gegenüber den Galerie-BesucherInnen. Was letztere betrifft, gilt für sie die eiserne Regel: Niemand darf das Gefühl haben, er müsse kaufen! Nur dann, so Rabus, können die Besucher wirklich unbefangen die Bilder betrachten und eine Beziehung zu einer Kunst aufbauen, die ihnen zunächst fremd und unverständlich erscheint.

Ihr Verständnis „für Leute, die Angst vor Bildern haben“, der Wunsch, Kunst den Nichtkünstlern und Unsicheren begreiflich zu machen, resultiert aus der eigenen Erfahrung, daß Kunst durchaus „lernbar“ sei. Hatte es doch für die Galeristin weder in der Kindheit noch während des Studiums von Französisch und Geschichte mehr als die „bildungsbürgerlich“ üblichen Museumsbesuche gegeben. Das änderte sich, als sie ihren späteren Ehemann kennenlernte, der zwar Elektrotechnik studierte, aber im übrigen stark musisch orientiert war. Offenbar fiel es ihm nicht schwer, seine Frau für Kunst zu interessieren: Kurz nach der Heirat 1970 war man sich einig, daß es im neuen Haus mehr Bilder als Möbel geben sollte. Dafür mußten beide ihren Blick für moderne Kunst erst schulen, aber als die er

ste Scheu überwunden war, ergaben sich auch intensive Kontakte zu Künstlern und Galeristen, Freundschaften, die später Mut für die Bremer Galerie machten.

Als dem Ehemann in Bremen ein Posten angeboten wurde, hatte Katrin Rabus von zehn Jahren Lehrtätigkeit genug und fühlte sich mittlerweile kompetent, auch in der künstlerischen Provinz eine anspruchsvolle Galerie zu führen. Bremer Künstler wollte sie damals nicht dabei haben, sondern nur Kunst von überregionaler Bedeutung anbieten. Die Beziehungen nach Frankfurt halfen, zumindest in Fachkreises wurde man bald aufmerksam auf die Außenseiterin, die Künstler wie Hans Steinbrenner, Edgar Hofschen, Reimer Jochims, Raimund Girke oder Bruno Erdmann ausstellte. Seit einigen Jahren zeigt sie doch Bremer (Anna So

lecka-Zach und Harald Falckenhagen), weil hier das Niveau deutlich gestiegen sei. Viele Ausländer sind dabei, die Ausstellung des Japaners Tomoharu Murakami letztes Jahr in der Kommunalen Galerie geht auf ihre Initiative zurück und ist Beispiel dafür, daß Rabus ihre Verpflichtungen als Galeristin nicht auf die eigenen Räume beschränkt sieht. Wenn möglich, organisiert sie für „ihre“ KünstlerInnen auch andernorts Ausstellungen oder publiziert eigene Editionen.

Andererseits läßt sie sich viel Zeit, bevor sie ausstellt. Gefällt ihr eine KünstlerIn, so beobachtet sie seine/ihre Arbeitsweise manchmal jahrelang, verfolgt die Kontinuität des Werkes. Die sichere Identifikation der Künstler mit dem eigenen Werk ist ihr mindestens so wichtig wie das Kunstwerk selbst. Die Arrivierten müssen, weil sie „verkäuflicher“ sind, die Ausstellung der noch Unbekannten finanzieren helfen. Entscheidend hat sich die Situation der Galerie verbessert, seit Katrin Rabus regelmäßig an der Baseler Art und vor allem am Kölner Kunstmarkt teilnimmt. Die gewachsene Anerkennung ihr gegegüber registriert sie unter anderem an den guten Standorten, die man ihrer Koje einräumt. Längst ist auch die finanzielle Durststrecke vorbei, seit nicht nur Sammler, sondern auch Museumsleute bei ihr kaufen. Sie könnte auch ohne das Einkommen des musischen Ehemannes existieren, knapp, aber es ginge. Trotz aller offensichtlichen Erfolge als Galeristin ist es für Katrin Rabus ein beruhigender Gedanke. Denn noch immer fürchtet sie nichts mehr, als daß ihre Galerie als „Ehefrauen-Hobby“ abgetan wird! Und das, obwohl sie unter anderem in die Jury für das Villa Massimo Stipendium berufen und ihr jüngst die künstlerische Leitung des Neubaus der Bremer Oberpostdirektion übertragen worden ist.

Beate Naß

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