: Umweltschutz paradox
■ Phosphatfreies Waschmittel ist längst nicht so unschädlich, wie Verbraucher dachten / Phosphate können nämlich eliminiert werden
Phosphate sollen wieder in die Waschmaschine. Die Berliner Wasserwerke haben darauf hingewiesen, in Berlin seien „die phosphathaltigen Waschmittel eher zu empfehlen als die phosphatfreien“. Deren umweltschädigende Nebenwirkungen seien nicht genügend erforscht.
Verunsichert reagierte der Drogerie-Discounter „Drospa“. Im letzten Jahr hatte die Kette ihr Sortiment auf phosphatfreie Mittel umgestellt. „Zur Zeit wissen wir nicht recht, was wir mit der Geschichte anfangen sollen.“
Für die „Phosphateliminierungsanlage“ (PEA) in Tegel ist die Sache jedoch klar: „Phosphate sind für uns technisch beherrschbar. Die können wir herausfiltern. Die neuen Ersatzstoffe nicht. Dort sind Langzeitwirkungen zu befürchten.“
Das Umweltbundesamt in Berlin unterstützt die neue Linie. Es sollten zwar grundsätzlich phosphatfreie Waschmittel verwendet werden. Für Berlin sei jedoch die entgegengesetzte Aussage richtig: „Es klingt wie ein Widerspruch, ist aber keiner“, sagte der wissenschaftliche Mitarbeiter Henning Roß. Da in Berlin die häuslichen Abwässer völlig über die Klärwerke entsorgt würden, stellten die Phosphate keine Gefahr dar. Von den Ersatzstoffen könne dies nicht gesagt werden.
„Jetzt sind die Verbraucher komplett verunsichert“, kommentierte Günter Hotzan vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND). Seiner Meinung nach kann die PEA in Tegel stillgelegt werden.
Ein Mitarbeiter der PEA unterstrich dagegen, daß die meisten Phosphate nicht aus Waschmitteln stammen. Von den 3,4 Gramm Phosphat, die pro Tag und Einwohner ins Wasser gelangten, kämen zwei Gramm aus dem menschlichen Stoffwechsel (auf zum phosphatfreien Menschen. sezza).
„Sich in die sogenannte Bio-Welle einzuschalten, ist nicht immer sinnvoll“, sagte Günter Hotzan zur neuen Phosphat -Politik. Am umweltfreundlichsten ist es immer noch, wenig zu waschen (wasch mich auch wenig. sezza) oder Seife zu benutzen (ach so. sezza): „Es muß nicht immer superweiß sein.“
Holger Brandenbusch
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