piwik no script img

Umweltpreis für Ottmar Edenhofer„Ein Navigator für die Politik“

Der bekannte Umweltexperte Ottmar Edenhofer gewinnt den Deutschen Umweltpreis. Ebenfalls ausgezeichnet wird die Blechwarenfabrik Limburg.

Ottmar Edenhofer habe erheblich zur Einigung der Bundesregierung auf das Klimapaket beigetragen Foto: Felix Zahn/photothek/imago

Osnabrück afp | Der bekannte Klimaexperte Ottmar Edenhofer gehört in diesem Jahr zu den Preisträgern des deutschen Umweltpreises. Der Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) werde unter anderem deshalb ausgezeichnet, weil er „in beratender Funktion mit seinem Vorschlag einer CO2-Bepreisung erheblich zur Einigung der Bundesregierung auf das Klimapaket beigetragen“ hat, erklärte die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU), die den Preis vergibt.

Edenhofer sei „einer der weltweit einflussreichsten Vorreiter der Ökonomie des Klimawandels“, führte DBU-Generalsekretär Alexander Bonde aus. „Seine wissenschaftlich fundierten Empfehlungen ermöglichen Regierungsvertretern, den politischen Handlungsrahmen so zu setzen, dass sich zukunftsfähige Innovationen für Klimaschutz am Markt durchsetzen.“

Ebenfalls ausgezeichnet wird das Geschwisterpaar Annika und Hugo Trappmann. Sie sind Geschäftsführer der Blechwarenfabrik Limburg, laut DBU eins der „führenden nachhaltigkeitsorientierten Unternehmen“. Das Unternehmen, das unter anderem Blechverpackungen wie etwa Farbeimer herstellt, setzt demnach Maßstäbe bei der Energie- und Ressourceneffizienz.

„Navigator für die Politik“

Edenhofer ist seit Jahrzehnten eine feste Größe in der deutschen und internationalen Klimaforschung. Der 59-jährige gilt insbesondere als einer der weltweit führenden und auch einer der meistzitierten Experten für die wirtschaftlichen Implikationen des Klimawandels und seiner Folgen – und für die ökonomischen Instrumente, um der Erderwärmung entgegenzuwirken.

Die Geschwister Annika und Hugo Trappman Foto: dpa

Er verstehe es wie kaum ein anderer, Wirtschaft, Klimaschutz und gesellschaftliche Ansprüche in Einklang zu bringen, begründete die DBU die Preisvergabe. „Auf diese Weise hat er politischen Entscheidungsträgern Wege aufgezeigt, durch die vermeintliche Zielkonflikte überwunden werden können“, erklärte DBU-Generalsekretär Bonde. Edenhofer habe sich als „ein mutiger Navigator für die Politik“ erwiesen.

Seit 2018 steht Edenhofer, derzeit gemeinsam mit Johan Rockström, an der Spitze des angesehenen Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK). Forschungsschwerpunkte Edenhofers sind Strategien, um den Klimawandel einzudämmen. Der Ansatz des Ökonomen ist dabei aber weniger die naturwissenschaftliche Klimaforschung im engeren Sinn als die Verknüpfung mit Fragen des Wirtschaftswachstums und der Gesellschaftspolitik.

Das PIK sieht es vor allem als sein Verdienst, die naturwissenschaftlich geprägte Forschung dort „durch eine sozialwissenschaftliche Forschungsagenda mit belastbaren und aussagekräftigen Informationen zur Vermeidung des gefährlichen Klimawandels für die Gesellschaft“ zu ergänzen. Seit dem Jahr 2000 war Edenhofer an dem Institut zunächst stellvertretender Leiter der Abteilung soziale Systeme, seit 2005 dann Chefökonom und seit 2007 zudem stellvertretender Direktor des PIK.

Auch im Weltklimarat IPCC aktiv

Seit 2012 ist Edenhofer auch Gründungsdirektor des Mercator Research Institute on Global Commons and Global Change, einer Denkfabrik, die sich mit der Übernutzung natürlicher Ressourcen befasst. Außerdem ist er Dozent an der Technischen Universität Berlin. Einer seiner Forschungsschwerpunkte ist der internationale Kohlenstoffhandel.

Politisch beriet Edenhofer die Bundesregierung unter anderem im vergangenen Jahr bei der Erarbeitung ihres Klimaschutzprogramms, besonders mit Blick auf die Ausweitung des Emissionshandels auf die Bereiche Verkehr und Gebäude. Auch wenn der Wissenschaftler sich damals wie auch aktuell im Corona-Konjunkturpaket ehrgeizigere Maßnahmen für den Klimaschutz gewünscht hätte, flossen seine Ratschläge doch in die Regierungspolitik mit ein.

Auf internationaler Ebene war Edenhofer von 2008 bis 2015 einer der Ko-Vorsitzenden der Arbeitsgruppe III des Weltklimarats (IPCC), die sich mit Strategien zur Minderung der Erderwärmung sowie zur nachhaltigen Entwicklung befasst. Mit Hilfe der Spieltheorie versuchte er, Erkenntnisse über das Funktionieren oder eben die Probleme internationaler Klimaverhandlungen zu gewinnen.

Mit 500.000 Euro dotierter Preis

1961 im niederbayerischen Gangkofen geboren, studierte Edenhofer in München Wirtschaftswissenschaften. 1999 schloss er sein Studium mit der Promotion ab. Im Alter von 26 Jahren trat er in den katholischen Jesuitenorden ein, den er allerdings später wieder verließ.

Während des Bürgerkriegs im früheren Jugoslawien engagierte sich Edenhofer für die Hilfsorganisation Jesuit Refugee Service (JRS) besonders in Bosnien-Herzegowina. 2018 wurde der verheiratete Vater zweier Kinder von der Katholischen Akademie in Bayern mit dem Romano-Guardini-Preis ausgezeichnet.

Der Deutsche Umweltpreis ist mit 500.000 Euro dotiert; die Summe wird zwischen Edenhofer und den Geschwistern Trappmann aufgeteilt. Einen mit 10.000 Euro dotierten Ehrenpreis bekommt dieses Jahr der Insektenforscher Martin Sorg. Er koordiniert die Forschungen des Entomologischen Vereins im nordrhein-westfälischen Krefeld. Die Forschungsarbeit habe „massive Insektenrückgänge wissenschaftlich untermauert“, erklärte die DBU.

Der Umweltpreis zeichnet laut DBU Wissenschaftler und Unternehmer aus, „die im Umweltschutz Pionierarbeit und Herausragendes leisten“. Die diesjährige Preisverleihung ist für den 25. Oktober geplant. Überreicht werden die Auszeichnungen von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!