piwik no script img

Umweltminister zucken zurück

■ Bundesweites Programm zur Pestizidreduzierung in der Landwirtschaft doch nicht angemahnt. Verbrauch steigt weiter

Berlin (taz) – Die norddeutschen UmweltministerInnen gaben sich empört: Sie hatten vor, die Bundesregierung „dringend zu bitten“, einen schon vor zwei Jahren angeforderten Bericht zum Pestizideinsatz und den Möglichkeiten seiner Reduzierung bis Juni vorzulegen. In einer Beschlußvorlage für ihre gestrige Konferenz in Schwerin stand auch die Forderung nach einer gesetzlichen Regelung, wann, wie und wo Pestizide eingesetzt werden dürfen. Doch dann hatten die Norddeutschen doch Angst vor der eigenen Courage und vertagten den Beschluß auf die nächste gesamtdeutsche Umweltministerkonferenz.

Ein Verbot der Giftspritze auf deutschen Äckern können die UmweltministerInnen dabei gar nicht allein vorschreiben. Ulf Jacob, Spezialist für Landwirtschaft beim WWF erklärt: „Umsetzen müssen das die Landwirtschaftsminister in Bund und Ländern mit einem Pflanzenschutzgesetz.“ Aber ein Signal hätten die Minister gestern in Schwerin schon setzen können. Obwohl sich auch Deutschland zu einer Reduzierung des Schadstoffeintrags aus der Landwirtschaft in die Umwelt verpflichtet hat, fehlt ein entsprechendes nationales Programm.

Schweden, die Niederlande und Dänemark haben sich zu einer Verminderung des Pestizideinsatzes mit verbindlichen Ziel- und Zeitvorgaben verpflichtet. In Schweden wurde so der Giftverbrauch bis 1995, verglichen mit den Werten von 1981 bis 1985, um 70 Prozent vermindert.

Der Pestizidverbrauch der BRD ist laut den UmweltministerInnen 1995 mit 34.531 Tonnen reiner Wirkstoffmenge gegenüber den Vorjahren (1994 waren es noch 29.769 Tonnen) wieder deutlich angestiegen. In zehn Prozent der Grundwassermeßstellen Deutschlands wurden Rückstände von Pflanzenbehandlungs- und Schädlingsbekämpfungsmitteln über dem Grenzwert der Trinkwasserverordnung von 0,1 Mikrogramm pro Liter nachgewiesen. rem

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen