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■ Cash und CrashUmweltaktien im Tief

Hamburg (taz) – Die globale Finanzkrise macht auch vor der Umwelt nicht halt. So streift der wirtschaftliche Gezeitenwechsel auch den Natur-Aktien-Index NAX: Allein in den Panikmonaten August und September legte er ein dickes Minus von über 20 Prozent hin.

Damit rutschte der NAX in die Tiefe seines ursprünglichen Startkurses ab. Nicht besser erging es hierzulande ökologischen Investmentfonds. Fazit: In der Krise schnitten die Umwelt-Geldanlagen schlechter ab als die konventionelle Konkurrenz.

Im September mußten erstmals zwei Titel aus dem aus internationalen Wertpapieren zusammengesetzten Naturindex NAX herausgenommen und ersetzt werden, weil eines der technischen Kriterien, die für den NAX gelten, nicht mehr erfüllt wurde: Der Kurs darf schlimmstenfalls auf die Hälfte seines ursprünglichen Startwertes abrutschen. Ehedem im April 1997 mit einem Wert von 1.000 Punkten gestartet, lag der NAX bei seiner jüngsten Kursfeststellung Ende September gerade mal bei 1.059 Punkten.

Hätte also jemand beim NAX-Start 1.000 Mark eingesetzt, stände jetzt eine magere Rendite von 59 Mark zu Buche. Von dieser wären auch noch Gebühren und Provisionen abzuziehen, würde der schon seit langem angekündigte NAX-Investmentfonds für umweltbewußte Anleger bereits existieren. Dieser soll nun spätestens im ersten Quartal 1999 von der Hamburger Finanzfirma Securvita auf den Markt geworfen werden.

Auch der Vergleich mit dem selbstgewählten Maßstab, dem MSCI-Weltindex von Morgan Stanley, fällt inzwischen ungünstig aus: Hatte der NAX bis zum Kurseinbruch im Spätsommer an den internationalen Börsen noch gut vorn gelegen, überholte er nun im Absturz die etablierte Index-Konkurrenz: Im Jahresvergleich schneidet der NAX, nach Angaben der Wiener NAX-Betreiber von Ökoinvest, um 9 Prozent schlechter ab als der konventionelle MSCI.

Das ist ein allgemeiner Trend, wie Matthias Reinhardt vom Fondsshop Freiburg beobachtet hat. Die Kurse von Ökofonds fallen in der Krise tiefer als diejenigen von Pools mit „normalen“ Wertpapieren: Entscheidend ist dafür, wie klein die Öko-Aktiengesellschaften sind. Solche „Small Caps“ werden in schlechten Börsenzeiten von den Anlegern schneller verkauft als andere Werte, und das führt dann zu besonders tiefen Kursstürzen. Obendrein unterliegen fast alle Branchenfonds besonderen Schwankungen – nach oben wie nach unten. Besonders trifft es Umweltaktien: Diese leiden in wirtschaftlich schwierigen Zeiten außerordentlich, da die Börsianer wohl nicht zu Unrecht davon ausgehen, daß Unternehmen zuerst am Umweltschutz sparen, wenn die Finanzdecke kürzer wird. Sollte zukünftig die Wirtschaft tatsächlich in eine Rezession geraten, werden die Umweltwerte nochmals speziell zu leiden haben.

Vermittler Reinhardt empfiehlt daher Umweltfonds lediglich als kleines Extra – „generell nur als Beimischung zu anderen Geldanlagen“. Unbedingt notwendig sei auch „ein langer Atem“. Wer bislang auf Umweltaktien verzichtet hat, sollte daher seine ausdauernde Verschnaufpause in aller Ruhe fortsetzen. Hermannus Pfeiffer

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