piwik no script img

■ Modell-LandUmverteilen

Es geht ums Prinzip. Die Bündnisgrünen reduzieren die Volkswirtschaft auf Sandkastengröße, um ihre sozialverträgliche Ökosteuer zu erklären: Nur zwei Branchen (B1 und B2) mit je zwei Unternehmen (U1 bis U4) gibt es im Modell-Land. Jeder Betrieb macht gleich viel Umsatz und beschäftigt gleich viele Menschen. Die Volkswirtschaft verbraucht 1.000 Energieeinheiten: Öl, Strom oder Gas. Für jede Einheit kassiert der Staat eine Steuermark.

Die eine Branche, B1, braucht für ihre Produktion 70 Prozent der Energie und muß demnach 700 Mark abdrücken, B2 kommt mit 300 Mark davon. Doch auch innerhalb der Branchen gibt es Unterschiede. Während das eine Unternehmen (U1) aus der energieintensiven Branche 420 Einheiten für die Herstellung seiner Waren verpraßt und dadurch 420 Mark Kosten hat, muß U2 nur 280 Mark zahlen. Auch U3 und U4 gehen unterschiedlich mit Strom um: U3 muß 210 Mark ans Finanzamt abliefern, U4 nur 90.

Die Nachfolgerin von Theo Waigel hat jetzt 1.000 Mark in ihrer Kasse. Aber die verwendet sie nicht zum Stopfen von Löchern, sondern gibt sie vollständig zurück an die Unternehmen. 500 Mark setzt sie zum Senken der Sozialversicherungsbeiträge ein: Arbeit wird billiger, so daß neue Leute angestellt werden können. Die restlichen 500 Mark gibt sie für Anpassungshilfen aus, damit nicht reihenweise Betriebe durch die Ökosteuer zusammenklappen oder ganze Branchen abwandern.

Branche B1 hat 70 Prozent der Steuern bezahlt und bekommt an dieser Stelle auch 70 Prozent der Kompensation zurück: 350 Mark. Die werden gleichmäßig auf beide Unternehmen verteilt. Summa summarum hat der Energieverschwender U1 damit 120 Mark mehr Steuern bezahlt als zuvor, während U2 aus der energieintensiven Branche sogar 20 Mark zurückbekommt. Am besten schneidet das energiesparende Unternehmen U4 aus der wenig energieintensiven Branche B2 ab: 200 Mark weniger Steuern als zuvor. Annette Jensen

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen