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■ Berliner TelegrammUmstrittener Genforscher eröffnet Medizinkongreß

Die Molekulare Medizin steht im Mittelpunkt eines dreitägigen Kongresses, der heute im ICC beginnt. Rund 1.000 Wissenschaftler und Mediziner aus den Hochburgen der Genforschung, unter anderem aus den USA, aus Frankreich, Großbritannien und Deutschland, werden erwartet. Auf der Tagung, zu der das in Berlin-Buch ansässige Max-Delbrück-Zentrum (MDC) und der Wissenschaftsverlag Springer eingeladen haben, sollen die neuesten Ergebnisse aus der Genforschung am Menschen vorgestellt werden. Es sei der „erste Kongreß“, auf dem Grundlagenforscher aus so verschiedenen Bereichen wie Bluthochdruck, Herzforschung, Onkologie oder Hirnforschung mit Anwendern aus der Klinik zusammenkommen, berichtete gestern Professor Detlev Ganten vom MDC. Während molekulare Tests heute schon zur „täglichen Praxis“ gehörten, so Professor Manfred Diestel von der Charité, klaffe die Schere zwischen Diagnostik und Therapie immer weiter auseinander. „Die Genanalyse muß nicht immer von Segen sein“, meinte daher auch Ganten. Er spielte damit auf die oftmals fehlenden Behandlungsmöglichkeiten an. Der Nobelpreisträger James Watson wird die Tagung mit einem Vortrag über die ethischen Konsequenzen des Human Genome Projects eröffnen. Watson gilt als einer der „Väter“ des weltweiten Projekts zur Sequenzierung des menschlichen Genoms. Vor wenigen Wochen erst war er wieder einmal in die Schlagzeilen geraten. Er hatte sich dafür ausgesprochen, daß Eltern die Möglichkeit für eine Abtreibung erhalten sollen, wenn sich mit einer Genanalyse bei dem Ungeborenen die Anlage für Homosexualität feststellen lasse. taz

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