■ Mit den Häfen auf Du und Du: Umschlag schwingt auf
Das Dezemberwetter mag flau, die Winde unbeständig und böig sein, die bremischen Häfen jedoch befinden sich kräftig im Aufwind. „Ein sehr, sehr zufriedenstellendes Ergebnis“, verkündete Häfensenator Uwe Beckmeyer daher gestern.
So haben die Schauermänner und Kranführer in den Häfen Bremens und Bremerhavens rund 31 Millionen Tonnen Ladung umgeschlagen. Sie haben damit den Umschlag um neun Prozent im Verhältnis zu 1993 gesteigert, worauf Beckmeyer besonders stolz ist. „Die Hafenbranche im Land Bremen gehört damit zu den wichtigsten Wachstumsträgern.“ Nachdem im vergangenen Jahr allein der Stückgutumschlag um 14 Prozent zurückgegangen war und die Zahlen damit nicht mehr ganz schwarz waren, ist der prozentuale Aufschwung eine rein rechnerische Größe.
Immerhin konnten die bremischen Häfen in den vergangenen Monaten 10,5 Prozent Marktanteile hinzugewinnen und liegen damit vor den größten Nordsee-Konkurrenten Rotterdam, Antwerpen und Hamburg. Das liege am größeren Nordamerikageschäft – eigentlich Domäne der Hamburger. Aber Bremen profitiert auch von den offenen Grenzen gen Südosten. „Wir sind für Ungarn mittlerweile der Containerhafen Nummer eins“, sagte Beckmeyer.
Rolf Stuchtey, Vorstandsvorsitzender der Bremer Lagerhausgesellschaft, vermeldete nach seinem ersten Amtsjahr „eine schwarze Null“. Doch natürlich hat er Höheres im Sinn: „Wir sind damit zufrieden, mehr aber auch nicht.“ Um die Null überhaupt erreichen zu können, mußten knapp 200 ArbeitnehmerInnen ihren Helm nehmen.
Eine „zusätzliche Wertschöpfung" will Stuchtey durch neue Geschäftsfelder erreichen. So arbeiten schon jetzt knapp 240 Leute in der Feinverteilung der Container. Der chinesische Weihnachtsschmuck wird also nicht mehr im ganzen Container nach Nürnberg gekarrt, dort umgepackt und dann auf alle deutschen Weihnachtsmärkte verteilt, sondern gleich hinter den Kajen auseinandergepult. Interessant wird diese Dienstleistung in erster Linie für „einen der großen bremischen Kraftfahrzeughersteller“. Dieser Bereich habe sich sehr gut entwickelt. Lukrativ ist das Geschäftsfeld Feinverteilung auch deswegen, weil die dort Beschäftigten nach einem niedrigeren Tarif als die Hafenarbeiter bezahlt werden.
Langfristige Gewinne lassen sich nur durch Investitionen sichern. Die BLG wird daher in den nächsten drei Jahren rund 250 Millionen Mark investieren. Der größte Batzen wird in erster Linie für die Auf- und Ausbauten des neuen Container Terminals in Bremerhaven (CT III) draufgehen. Ökologisch bedenklich, von den Fischern an der Außenweser verdammt, aber für die BLG und die bremischen Häfen die ökonomische Rettung. Langfristig wird die Hansestadt und ihr Ableger an der Küste nur Geld mit den Kisten verdienen. fok
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