■ Hotelbranche und Marketing: Um Markt und Mark
Im stickigen Milieu der Hotelbranche herrscht dichtes Gedränge und aufgeheizte Luft. Auch der Christo-Ansturm war ein kurzer Sommerregen, der den gestreßten Managern nur unmerklich Abkühlung verschaffte. Hin und her gehen seit Monaten die Schuldzuweisungen um das richtige Marketing. Auch wenn die Aktion des bulgarischen Verpackungskünstlers ein medialer Selbstläufer wurde, konnte sich das Berliner Werbechaos hinter den weißen Hüllen nicht verstecken. Nicht ein nennenswertes Plakat wurde gesichtet. Wie auch, wenn die fünf mit öffentlichen Mitteln subventionierten Werbe-GmbHs – heißen sie nun Berlin Tourismus Marketing (BTM) oder Partner für Berlin – mehr mit inneren Streitigkeiten beschäftigt sind. Meisners an sich begrüßenswerte Konstruktion, die Privaten an die BTM zu binden, wird mehr und mehr durch die Gesetze der Marktwirtschaft ausgehöhlt. Weil die Kleinen nicht den Großen trauen und umgekehrt, bröselt das Gebilde nun seinem Ende entgegen. Ohnehin wird man den Eindruck nicht los, daß es den Luxushoteliers beim Thema BTM weniger um politische als um ökonomische Gründe geht. Sparsame Touristen zwingen mittlerweile zu empfindlichen Preisnachlässen. Die Kassen werden leerer, die Klagen über den Wirtschaftssenator um so lauter. Unverblümte Attacken wie die des Großhoteliers Weiss, der Meisner ein „gestörtes Verhältnis zur Großindustrie“ vorwarf, zeigen: Im Kern geht es um die Mehrheit bei der BTM. Und damit um die „richtige“ Werbung, die auch nur eine andere Form des Kampfes um Marktanteile ist. Severin Weiland
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